Power-Shopping
Shoppen bis der Arzt kommt? Dabei könnte es sogar sein, dass der Arzt schon kommt, bevor man überhaupt zum Shoppen kommt. Diese Geschichte ist nun fast ein Jahr her – zum Weihnachtsgeschäft 2012 eröffnete ein Primark in der Nähe. Ich hatte zuvor schon in der lokalen Zeitung über diese Eröffnungsfeier gelesen und eine Woche darauf war ich in der unmittelbaren Nähe bei einem Schreibwarengeschäft. Hier gab es eine Vorstellung neuer Stifte und der Hr. Graf kam persönlich vorbei – leider erst Nachmittags und so hatte ich eine Stunde „Luft“.
Bei einem Gespräch viel dann wieder der Name Primark und das die Menschen dort für die Schnäppchen sogar Schlange stehen. Das kannte ich bisher nur aus der Presse und von Apple-Produkten. Da der Ort des Geschehens aber nur gerade ein paar Hundert Meter entfernt war, galt das Argument „Außentemperatur -5 Grad“ nicht und ich machte mich mit Freunden auf den Weg.
Ein Arzteinsatz konnte ich nicht beobachten aber lange Schlangen. Ein Bild sagt her mehr als 1.000 Worte:
Abseits der -5 Grad sah es auch nicht anders aus:
Einige Wochen davor ereignete sich das erschütternde Ereignis in Bangladesch, wo viele Näherinnen in einer Textilfabrik ihr Leben lassen mussten.
Da ich nicht sicher wusste, was dort überhaupt verkauft wird, habe ich zwei Mädchen direkt angesprochen. Danke an dieser Stelle für Eure Offenheit:
Ich war baff, als ihr mir Euren Kassenzettel zeigtet. Für 120 EUR habt ihr ca. 40 Teile eingekauft. Hosen, Pullover, Schals, T-Shirts. Im Schnitt also 3 EUR pro Teil.
Nochmals anstellen würdet ihr Euch nicht bei der Schlange, habt ihr mir erzählt – aber ihr wart auch früh genug da!
Was mich nach einem Jahr immer noch nachdenklich stimmt, war Eure Antwort auf meine Frage: „Könnt Ihr Euch vorstellen, unter welchen Bedingungen das alles Produziert wurde?“ Ihr habt mir geantwortet, dass dies nur unmenschliche Zustände sein können.
Meine letzte Frage bzw. Eure Antwort ist nicht mehr so präsent – das liegt aber eher daran, dass ich sie nicht hören wollte. Ich hatte Euch gefragt, wieso ihr dort einkauft. Eure Antwort lautete in etwa so, dass es sonst ja andere tun, ihr das Geld sparen wollt, ihr euch auch was leisten wollt und das solange es noch geht.
Ich weiß nicht, wie lange das noch (gut) geht. Fast ein Jahr danach sehe ich die gefüllten Taschen vom Primark immer noch auf den Straßen – es ist schon fast Normalität geworden, Teil unserer neuen Kultur?!
Dabei muss das (vermeidlich) gesparte Geld irgendwo her kommen, den Geld ist nur ein „Platzhalter“ für reale Waren. Wenn diese Waren so „günstig“ sind muss das Geld anderswo her kommen, damit die „Bilanz“ ausgeglichen ist. Ich ahne wer bei diese Rechnung ungewollt Subventioniert – nur wie lange noch, wenn deren Verdienst gerade noch für die Schüssel Reis reicht?
Es bleibt mir jetzt nur noch viel Glück zu wünschen, auf allen Euren Wegen!
Albert Einstein sagte einst:
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.