Systemrelevanz
Aus gegebenen Anlass möchte ich gerne auf folgenden Beitrag aufmerksam machen (Danke Jens für die Info!):
http://www.youtube.com/watch?v=kLgfAxDNJEA
Ich werde später noch den Beitrag ergänzen und zwar werden wir uns auf die Suche nach einem sehr großen Schnappfisch machen. Fündig werden wir bei der Deutschen Bank. Wieso kommt spätestens morgen am Sonntag!
Bis dahin – carpe diem!
So weiter gehts. Ich habe durch mein Lebensweg schon sehr früh gelernt, Bilanzen zu lesen und durfte diese Wissen auch drei mal Auffrischen (Wirtschaftsschule, WG, Uni). Später als geschäftsführender Gesellschafter durfte ich sogar Bilanzen unterschreiben – und da sollte man wissen, was man unterschreibt, es sei denn, man macht die Buchhaltung selbst, wie ich dann irgendwann mal wieder.
Wissen muss man hier eigentlich nur, dass es erlaubt ist in der öffentlichen Bilanz Summenpositionen zu bilden und auch Posten zu verrechnen, dessen Geldtransfer in der Zukunft liegt. Diese Posten erscheinen nicht in der Bilanz, welche sie als Kunde zu sehen bekommen – selbst dann nicht, wenn die Aktionär sind. So weit so gut.
Ich habe ja bereits einen kurzen Artikel über Geld und Macht geschrieben und sehr verallgemeinert, was Geld ist. Zu diesem Zeitpunkt war das völlig ausreichend. Jetzt muss ich ihnen erzählen, dass die aufgeführten „Geld-Produkte“ nur etwa 3-5% der vorhandenen Geldmenge ausmachen. Bei dem Rest handelt es sich um sog. Derivate.
Derivate sind im Prinzip Wetten auf steigende oder fallende Kurse. Als aufmerksamer Leser müsste Ihnen spätestens jetzt klar sein, dass diese nicht in der Bilanz erscheinen. Da die Gewinne/Verluste ja erst in Zukunft realisiert werden. Das ist so wie eine Art Wettschein, den sie erst nach Ablauf der Wette bezahlen müssen oder auch nicht. Das tolle daran ist, dass sie sogar beliebig hoch wetten können, auch wenn sie gar nicht das Geld dazu haben, einzige Bedingung: sie müssen groß genug sein.
Damit sind wir dann endlich bei der Deutschen Bank (DB) die natürlich auch bei dem Spiel mit macht. Wenn man etwas sucht, findet man auch im Internet die Bilanzen, welche die Derivate aufführen – hier zum Beispiel für 2012. Hier noch eine Info zur Vertiefung.
Ich habe einem befreundeten Steuerberater vor zwei Monaten folgende Mail dazu geschrieben:
Hi Tobi,
eine Frage an den Steuerberater. Gibts eigentlich ein Risiko, wenn man mit zinsbezogenen Derivaten handelt?
Momentan hat die DB etwas mehr als das 100-fache ihrer Bilanzsumme da drin, scheint ja eine profitable Investition zu sein, denn dann könnte ich ja auch mit 1.000 EUR Invest mit gut 100.000 EUR Derivaten handeln.Hier noch die Quelle: https://geschaeftsbericht.deutsche-bank.de/2012/gb/lagebericht/risikobericht/kreditrisiko/engagementausderivaten.html
Die erwärmenden Worte am Anfang:
Sowohl der Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act („DFA“) als auch die Europäische Verordnung (EU) Nr. 548/2012 über außerbörslich gehandelte Derivate, zentrale Gegenparteien und Transaktionsregister („EMIR“) werden sowohl die außerbörsliche Abwicklung für standardisierte außerbörslich abgeschlossene Derivate als auch die Besicherung von nicht über eine zentrale Gegenpartei abgewickelte außerbörsliche Derivate einführen. Die Implementierung von DFA und EMIR wird unsere Kreditrisikominderungsmöglichkeiten noch weiter ausweiten.
Muss ich mir mal erklären lassen, nicht dass die für das „Spiel“ relevant sind 😉
Freue mich auf Deine Rückmeldung.
LG Roland
Ich kannte die Antwort selbstverständlich selbst, aber das ist meine Art. Man mag sie oder halt nicht.
Tobis Antwort war folgende:
Hä?
Hmm, gibt es ein Risiko, ohne mich näher damit zu beschäftigen hier die sichere Antwort: JA.
Für Einzelheiten brauchen wir gaaaaaanz viel Bier 😉
>> Hab zwei Kisten im Keller – Oktoberfestbier mit 6% 🙂
Soweit ich das hier auf die husche sehe, geht es um die Frage, ob die DB bei einem Kursgewinn auch tatsächlich einen Gewinn macht und nicht auf Grund einer Luftnummer eben doch nichts sieht…
Die Zeile mit den zwei „>>“ ist meine Antwort auf das Bier. Mittlerweile ist aber leider alles Leer. Sorry Tobi!
Soviel zur schnellen Einschätzung von einem Steuerberater, die ich voll teile. Vielleicht kann Oeconomicus noch einen Teil dazu bei tragen, ansonsten versuche ich mich mal fix.
Also ist gibt da ein gutes Beispiel: Sie gehen ins Casino und setzen einen Euro auf Rot oder Schwarz (im Prinzip ja das gleiche wie steigende oder fallende Kurse). Jetzt passiert es und sie verlieren. Um den Gewinn doch noch zu retten, setzten sie jetzt das doppelte auf die gleiche Farbe (in der irrigen Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit ja wächst, wenn man bei der gleichen Farbe bleibt. Völliger Irrtum kann ich ihnen da nur im Vertrauen sagen, da die Kugel linear unabhängig ist und damit jeder Wurf die gleiche Wahrscheinlichkeit hat – aber das finden sie auch übers Internet heraus, da brauchen Sie keine Statistikvorlesungen besucht zu haben wie ich. Zu meiner Studienzeit gabs das Internet, so wie wir es jetzt kennen leider noch nicht – daher die „harte Schule“. Das Spiel können sie nun beliebig weiter machen, bei jedem Verlust verdoppeln. Die Frage ist nur, wie lange können Sie das durchhalten. Um das zu berechnen setzen sie einfach die Rundenanzahl in den Exponenten und wählen die Basis als 2. Dann sehen sie das Ergebnis. Bevor jetzt ein Kommentar kommt, ja ich weiß das mit der „0“ und dem Sonderfall, aber das Prinzip bleibt das gleiche und die kleine Ungenauigkeit ist in diesem Fall einmal nicht systemrelevant.
Das beste kommt aber jetzt. Habe ich Pech und es kommt 20 Mal in Folge die gleiche Zahl, so muss ich zur Rettung von 1 EUR (!) jetzt mit über zwei Millionen Euros einsteigen. Zwei Millionen muss ich einsetzen um 1 EUR zu gewinnen. Wenn sie glauben, dass das ja völlig unwahrscheinlich ist, dann suche ich ihnen ein paar Beispiele, bei denen 30 mal und mehr die gleiche Farbe in Folge kam – und ich wette, ich finde Fälle.
Zur Wahrscheinlichkeit gehört auch,
dass das Unwahrscheinliche eintreten kann!
(Aristoteles)
Soviel zum Beispiel. Müssen wir nur noch das Gelernte einsetzen, so wie in einer Formel. Derivate sind Wetten, es gibt mehrere Wetten gleichzeitig mit unterschiedlichem Zieltermin. Gehen mehrere Wetten in Folge schief, so gehts der DB schlecht und sie braucht frisches Geld – Geld, dass wir dann alle „spenden“ dürfen. So ist nun mal die aktuelle Gesetzeslage für systemrelevante Banken.
Ob die DB 2012 anhand der vorliegenden Bilanzdaten noch gesund war, überlasse ich dem gesunden Menschenverstand von Hr. Dr. Schäuble, denn er ist in diesem Fach ja der anerkannte Spezialist, sonst hätte er ja nicht diese Schlüsselfunktion in unserem Land inne – oder?! Ich fände es ja voll okay, wenn wir als Gesellschaft die Banken vor sich selbst retten, solange sie noch zu retten sind.
Wann genau das alles passieren wird, weiß ich nicht, da ich nur die Summenpositionen sehe, aber nicht die einzelnen Geschäfte. Teilweise werden auch Geschäfte abgeschlossen, die sich gegenseitig sichern – also gleichzeitig auf schwarz und rot gesetzt – wozu das? Keine Ahnung. Vielleicht einer der Leser und hinterlässt ein Kommentar.
Naja, eins kann man zumindest ablesen, die Laufzeit der Derivate – wie hieß es doch damals so schön: „Top, die Wette gilt!“
So, jetzt noch das passende Zitat zum Abschluss:
Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt.
Die Wahrheit steht von alleine aufrecht.
(Thomas Jefferson)
P.S.: Um die Wesenszüge dieses Schnappfisches kümmern wir uns später noch. Ich bin schon gespannt was wir von diesem für unsere Wesenszüge lernen können!
So, weiter gehts – ich hoffe Sie lassen sich nicht durch die Etappen verwirren, denn das könnte ja auch ein psychologischer Trick sein. Über eben selbe könnte man auch einiges schreiben. Ich kann ihnen versichern, dass es kein Trick ist, sondern meiner Zeiteinteilung geschuldet (sie erinnern sich vielleicht an meine 30 Min.-Regel?)
Ich kann ihnen aber versichern, die Länge diese Eintrages ist des Schnappfisches wert, es handelt sich ja nicht um irgend ein Exemplar, sondern um einen richtig dicken Fisch. Fangen wir also mit unserer Analyse an…
Aus seinem bisherigen Verhalten lässt sich nach meiner Wahrnehmung folgendes schließen:
- dieser Schnappfisch ignoriert die Gesetze der Statistik (siehe lineare unabhängige Größen),
- ebenfalls scheint dieser Schnappfisch mit dem Geld anderer Leute zu spielen und
- gleichzeitig darauf zu vertrauen, wenn er sich verspielt, dass diejenigen, die gar nichts mit ihm zu tun haben, dafür zahlen (OPM).
- Er scheint aber zumindest nicht Risikoscheu zu sein, wenn er Futter (in Form von Derivaten) zu sich nimmt, die über das hundertfache seines Eigengewichts (= Bilanzsumme?) entsprechen. Wenn das mal nicht die Blutwerte versaut. Wehe das bekommt die private Krankenversicherung mit, dann gibts einen fetten Risikozuschlag wegen akutem Herzinfarkt.
- Gleichzeitig scheint es so, dass dieser Schnappfisch Freunde hat, die in der Gunst der Gesellschaft stehen – zumindest aber in der seiner Wähler (immerhin auch noch fast 25% der Gesellschaft).
- Dieser Schnappfisch scheint auch clever und smart genug zu sein, da er scheinbar weiß, was er unbedingt nach außen geben muss, und was er schön zusammenfassen muss.
- Der Schnappfisch scheint auch ein Anhänger von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf zu sein. Zumindest von ihrem Motto:
-
Zwei mal drei macht vier,
widewidewitt und drei macht neune,
ich mach mir die Welt,
widewide wie sie mir gefällt. - Dabei scheint dieser Schnappfisch aber die Größenordnungen durcheinander zu bringen und Dezi („Einer“) mit Giga („Milliarden“) zu verwechseln – oder waren es gar Tera („Billionen“), ich bin etwas verwirrt der großen Zahlen. Wenn das mal gut geht… Ein Ende ist zumindest bei Yotta („Quadrillionen“) in Sicht, ab dann müsste man sich neue Bezeichnungen einfallen lassen.
- Weitere Zusammenhänge erschließen sich mir gerade nicht, aber vielleicht sind ihnen noch ein paar Merkmale aufgefallen und sie möchten diese gerne als Kommentar ergänzen?!