Unsterblichkeit und Glaube
Ich habe es ja im letzten Beitrag bereits angesprochen, kurz vorm Gehen klingelte es an der Tür. Eine freundliche Männerstimme fragte mich tiefgreifende Fragen. Er fragte, ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube. Ob ich an ein Gott glaube. Sehr komplizierte Fragen, die man nicht so einfach über die Sprechanlage beantworten kann. Dabei wollte er nur etwas in meinem Briefkasten hinterlassen. Ich habe mich dafür entschieden, ihm drei Minuten zu geben und habe ihn zu mir ins erste OG gebeten. 10 Sekunden später war er oben. Ich entschuldigte mich, dass ich noch beim Essen bin und er sich, dass er nicht alleine war und mir dies verschwieg. Ich sagte ihm, dass dies in der Tat ein Versäumnis war, gab ihm deshalb aber nicht zweimal drei Minuten – okay, es wurden dann doch fünf Minuten, aber die beiden Herren hatten auch mehr als die zwei Fragen im „Gepäck“. Aber der Reihe nach…
Sie wiederholten also die Frage nach der Wiedergeburt und ich unterbrach wegen der Zeitökonomie diese, da ich sie ja bereits schon über die Sprechanlage gehört hatte und mir solche tiefgreifende Fragen länger als 1 Minute merken kann. Ich fragte also, wieso ich die Verantwortung für meine Wiedergeburt auf jemand anderen als mich selbst verlagern soll? Wieso ich nicht selbst die Verantwortung für meine Wiedergeburt tragen will? Sie merken schon, ich habe nicht zugegeben, dass ich daran glaube oder nicht, sondern nur Fragen gestellt. Die beiden Herren – ach das vergaß ich zu erwähnen, sie kommen von den Zeugen Jehovas, das sagten sie mir bereits an der Sprechanlage, als ich sie fragte, welchen Glauben sie denn vertreten. Tja und schon waren sie in irgendeiner „Schublade“ und das wollte ich nicht, daher habe ich die Türe geöffnet und sie nach oben gebeten. Denn diese Frage kam gleich nach dem Gespräch, wieso ich die überhaupt hereingelassen habe. Aber bleiben wir beim Thema.
Die beiden waren aber auch so clever wie ich und wussten, dass man auf eine Frage mit einer Gegenfrage antworten kann oder muss? Naja, beim Schach kennen Sie das. Aber da gibt es eine Regel, die das ewige hin-und-her verbietet. Bei der Kommunikation leider nicht und, ja sie ahnen es schon, ich war in Eile. Also nun zur Gegenfrage. Sie fragten mich, dass das doch gar nicht gehen könne, dass sich der Mensch „wiederbelebt“. Okay, falscher Film, denn das geht natürlich nicht, dazu müsste sich der Mensch ja vollständig begreifen – aber das habe ich in meinem Buch schon hinreichend erläutert, Stichwort: Gödels Unvollständigkeitssatz (und ich meine hier den zweiten lieber Peter, nicht den ersten!). Anyway, ich habe recht kurz angebunden, dass man das anders machen muss. Nicht sich selbst als physisches Wesen zu sehen, dass wiederkehrt, sondern die Taten. Frei nach dem Motto: „An den Taten sollst Du sie messen.“. Also etwas zu Lebzeiten Leisten, wo die Nachwelt auch etwas davon hat und die Gesellschaft reicher macht – so was in der Art, was ich mit meiner Stiftung vor habe. Okay, dass haben die beiden Verstanden und eigentlich war die Zeit damit auch schon um – die drei Minuten meine ich.
Jetzt haben sie noch nachgelegt und gefragt, ob ich an Gott glaube – das bekomme ich nicht so schnell runter daher habe ich nur auf Bertrand Russells Buch „warum ich kein Christ bin“ verwiesen, in dem Glauben, dass einer der Herren das Buch gelesen hat – denn irgendwer hat mir mal erzählt, vor denen (er meinte damit die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas) musst Du acht geben, die kennen die Bibel besser als jeder Pfarrer. Okay, also habe ich angeboten, dass sie wiederkommen können, wenn sie das Buch gelesen haben und ihnen die Argumente von Bertrand Russell nicht stichhaltig genug sind.
Ein Beispiel von unzähligen betrifft den armen Feigenbaum (ich zitiere aus seinem Buch):
„Des anderen Tages aber, da sie von Bethanien weggingen, hungerte ihn. Er sah von ferne einen Feigenbaum, der Blätter hatte, und ging hinzu, ob er wohl etwas an ihm fände. Als er aber hinzukam, fand er nichts als Blätter, denn es war nicht Feigenzeit. Da sprach er zu ihm: Niemals esse jemand wieder eine Frucht von dir in Ewigkeit!… und Petrus… sagte zu ihm: Meister, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.“
Das ist eine sehr eigenartige Geschichte, weil man dem Feigenbaum wirklich keinen Vorwurf daraus machen konnte, daß es nicht die rechte Jahreszeit für Feigen war. Ich meinerseits kann nicht finden, daß Christus an Weisheit oder Tugend ganz so hoch steht wie einige andere geschichtliche Persönlichkeiten. In dieser Hinsicht würde ich Buddha oder Sokrates noch über ihn stellen.
Und sie – liebe Gäste – erinnern sich sicher noch, dass sie meine Frage, ob wir denn nicht beide Christen sind, bejahrt haben. Okay, sie haben ohne das Buch von Bertrand Russell zu kennen geantwortet, das 7 Millionen Menschen (soviel scheinen Ihrem Glauben zu folgen, nehme ich an?) doch nicht irren können, ein Mensch aber doch schon. Das war ja im Prinzip richtig, wie ich erwähnt hatte. Die Annahme aber, dass ein Kollektiv das so eng geführt wird wie ihres, nicht zwangsweise intelligenter ist als ein Mensch, habe ich ja widersprochen und auf Gustave le Bon verwiesen. Leider kannten Sie auch das Buch nicht und so musste unser Gespräch hier enden – schon alleine aus dem Grund, da bereits die Zeit so schnell fortgeschritten war, auch wenn das Gespräch für mich sehr lehrreich war und ich mir über diesen Zusammenhang noch gar keine Gedanken gemacht habe.
Sie dürfen sich also zu Recht als die beiden Herren bezeichnen, die mich veranlasst haben, diesen Beitrag zu schreiben – damit ich beim nächsten Treffen auf diesen Artikel verweisen kann. Zur Sicherheit habe ich ihnen den Artikel ausgedruckt, falls Sie kein Smartphone oder ähnliches greifbar haben.
Mein Angebot steht dabei. Wenn Sie argumentative Gründe gefunden haben, wieso das hier geschriebene Falsch ist, so können Sie gerne wieder kommen. Lieber wäre mir aber, sie würden ihre Kommentare hier hinterlassen, dann können andere auch an unserer gemeinsamen Erkenntnis teilhaben.
Danke an dieser Stelle den beiden unbekannten Herren (und Entschuldigung, dass ich kein „Prospekt“ von ihnen haben wollte, dass mir keine Erkenntnisgewinn bringt, sondern nur Zeit kostet) und meiner Frau, die im Stillen zugehört hat und hier nochmal objektiv Korrektur gelesen hat – und vor allem die Flüchtigkeitsfehler korrigiert hat, denn ich hatte mal wieder nur 30 Minuten Zeit, dass hier alles nieder zu schreiben. Sorry daher, dass es diesmal keinen Filmbeitrag dazu gibt. Aber das können Sie ja in den Kommentaren hinterlassen…
So, jetzt ist es ja fast schon Tradition mit einem Zitat zu ende. Da muss ich auf jeden Fall Bertrand Russell zitieren:
Noch niemals hatte die Menschheit so viel Angst wie heute – und noch niemals hatte sie so viel Grund dazu.
Von daher, lassen sie sich nicht ins Bockshorn jagen. Angst hin oder her!
P.S.: Hab dank Google, doch glatt ein Video gefunden, hoffe das passt, denn ich habs noch nicht gesehen:
Nachtrag: Habe jetzt das Video mir angeschaut. Im Wesentlichen passt das dargestellt, wenn auch etwas Pauschalisiert dargestellt. Dazu schreibe ich irgendwann mal noch was, für jetzt reicht das aber so wie dargestellt.
Als Bonus gibts jetzt noch ein extra Video, da das obige leider keine Bilder enthielt und ich bei youtube einfach davon ausgegangen bin, das ist mit Video – das Startbild war da zu verlockend. Jetzt aber kommt eins mit Bilder (habs mir extra 2 Minuten angeschaut, und soweit für gut befunden – coole Socke, das schau ich mir später noch voll an! Du bekommst noch ne Mail von mir – wie auch immer Du heißt!):
/edit: Eskil Du hast ne Mail. Bis bald!