Wissensgesellschaft
Heute bin ich etwas früher dran, das sagt mir ein Blick auf die Uhr, denn es ist erst 2:30 Uhr. Tags zuvor war es 3:00 Uhr – okay ich bin gestern auch früher ins Bett so gegen 23:00 Uhr. Das mag viele verwirren. Der Mensch braucht doch 7 bis 8 Stunden Schlaf. Im Prinzip stimmt das auch – aber halt nur im Prinzip und langfristig. Vielleicht schreibe ich da auch noch was dazu. Aber jetzt geht es um was anderes.
Zuvor aber noch kurz zu mir. Meiner Frau kam das zwar immer schon komisch vor, wie man so früh aufstehen kann und dann auch noch arbeiten – aber sie macht sich nichts draus, denn ihr Vater „tickt“ da genau so wie ich. Mein Schwiegervater und ich sind übrigens fast 20 Jahre auseinander – fast genau, auf jeden Fall sind wir vom gleichen Sternzeichen 😉
Vielleicht verstehen wir uns daher so gut und auch wieder nicht (über den „Verhaltensspiegel“ schreibe ich sicher auch noch was – ich muss unbedingt meinen Themenspeicher wieder füllen, sonst vergesse das noch. Oder doch nicht? Dazu komme ich gleich). So, damit will ich sagen, in meiner „eingeheirateten“ Familie ist dieses Verhalten völlig akzeptiert. Ich weiß aber, dass es anderswo nicht das gleiche Verständnis erfährt und daher habe ich mir vor zig Jahren ein Zitat für all‘ diejenigen ausgedacht:
Wieso soll ich schlafen, wenn ich auch denken kann?!
So jetzt zum Thema. Wir kennen sie alle, die Rufe nach der Wissensgesellschaft und so wenige wissen dabei wohin die Reise geht. Ich sagte immer bei dem „politischen“ Themenkomplex: wir sind noch in der Informationsgesellschaft und noch lange nicht in der Wissensgesellschaft! Ich habe hier einige Expertise, denn ich habe 2000 eine GmbH gegründet, die Wissensmanagement als Grundstein trägt und zwar aus Sicht des ganzheitlichen Menschen, also allen Beteiligen gleichermaßen. Raten Sie mal, wie die Firma hieß. Ebenfalls bin ich stolz, dass ich Gründungsmitglied des AKWM sein durfte, der die vielfältigen Aspekte des Wissensmanagementes beleuchtet. Ich bin auch schon als Redner in einem Expertenworkshop dabei gewesen – bin gespannt ob sie den Beitrag finden. Er ist in voller Länge online verfügbar, aber halt gut 10 Jahre alt. Hab bei der Fraunhofer Gesellschaft zu diesem Thema angefangen zu Promovieren, habe ein Buch zu diesem Thema verfasst, halte seit 2003 Vorlesungen an der Dualen Hochschule zum Thema und habe das Seminar „technologiegestütztes Lernen“ an der Universität Karlsruhe initiiert (falls meine Kollegen von der FhG das anders sehen, so bitte hier als Kommentar hereinstellen, dann schreibe ich da noch etwas mehr dazu, wer den Kontakt zu Andreas aufgebaut hat und auf den Namen kam etc.). Im Grunde sollte das reichen, um mich als Experten auf dem Gebiet zu bezeichnen, zumal ich bereits 2003 bei der öffentlichen Ausschreibung „WissensMedia“ als Konsortialführer mit dabei war und viele Menschen für das Vorhaben begeistern konnte (–> wird noch ein eigener Artikel, da sehr umfangreich!). Okay, sie glauben mir jetzt hoffentlich, dass ich mich da auskenne und wozu 15 Jahre und mehr Erfahrung? Um auf folgendes zu kommen:
die Wissensgesellschaft bringt unserer Gesellschaft rein gar nichts,
solange wir nicht lernen zu Handeln!
Die Wissensgesellschaft darf also nur ein gesellschaftlicher Lagerplatz sein, aber nie das Ziel. Warum? Weil wir dann nur wissen (was wir Wissen) aber noch lange nicht handeln. Klaus North (den ich seit dem Expertenworkshop kenne und wir bei der WissensMedia-Ausschreibung 2003 viel gemeinsam gemacht haben – vielen Dank an dieser Stelle für das stetige Engagement, dass gerade jetzt wieder aufblüht, als wir uns letzten Monat beim AKWM wieder getroffen haben) hat hierzu ein sehr anschauliches Bild, die sog. Wissenstreppe – erstellt. Ich nimm mal mein Bild aus der Vorlesung von 2003:
Damit ist eigentlich alles gesagt und es dürfte in diesem Kontext Wissen auch die am häufigsten zitierte Treppe sein. Diese möchte ich ihnen gerne als Eselsbrücke schmackhaft machen. Denken Sie immer an diese Treppe, wenn sie etwas Lernen. Solange sie nicht zum Handeln kommen, also auch Können und Wollen (!), brauchen sie es nicht lernen. Zumindest nicht aus Sicht der Gesellschaft und die bezahlt ihre Uni-Ausbildung etc.!
Da mir dies so wichtig ist, schreibe ich jetzt noch ein Beispiel dazu:
Sind sie nicht auch beeindruckt von Menschen, die sich unheimlich viel merken können? Wissen sie, was sie tun müssen, um das „unheimliche“ zu etwas „heimlichen“ zu machen? Genau, sie müssen diese Menschen einfach nur fragen, wie sie es tun. Wenn sie das tun, bekommen sie zu ca. 80% die Antwort, dass sie sich eine Geschichte dazu merken. Sie packen also nicht irgend einen Koffer sondern sie erzählen sich eine Geschichte WIE sie diesen Koffer packen – andere gehen durch einen Raum und greifen die Dinge etc.
Es ist immer eine (Bilder-)Geschichte, an die es sich erinnern lässt und damit an das, was damit verknüpft ist – da fällt mir gerade ein, dass man sich so eine Geschichte auch schreiben lassen kann: einfach Karin anrufen und einen lieben Gruß ausrichten, die macht das richtig gut und das für etwas bedruckte Baumwolle (oder nimmst Du auch Kreditkarten, Karin?). So nun wissen sie, wie es funktioniert. Sie können noch paar Bücher dazu lesen (z.B. die Dissertation von Karin), dann wird’s klarer und die Anleitung gibt’s auch noch gratis dazu. Das Wesentliche ist aber, tun sie es auch? Wenden Sie das Wissen auch an? Und da sind wir wieder beim Wollen – ich behaupte, das sie es nicht tun und auch Gründe finden. z.B. ich bin viel zu unkreativ (das wäre ja kein Problem, da kann ja Karin oder Christine helfen) und kann mir keine Geschichte ausdenken. Das kostet mich viel zu viel Zeit, da schreibe ich es lieber auf etc. Alle diese Argumente sind Scheinargumente und nichts Wert. Diese bringen sie nicht weiter, denn nur wenn sie es tun, kommen sie auf der Wissenstreppe weiter! Also fangen sie an. Gehen sie bei sich durch die Wohnung und sammeln sie Gegenstände ein die hier herum liegen und sprechen sie laut. Mit ausreichend Übung geht das dann auch leise und mit beliebigen Gegenständen und auch im Dunkeln vor ihrem geistigen Auge. Das ist fast so wie Einparken. Oft genug geübt und es wird zur Routine.
Mein Plädoyer an sie ist nun, kümmern sie sich nicht um die Wissensgesellschaft, werden sie Mitglied in der „Handelsgesellschaft 2.0″! Werden sie aktiv, noch heute!
Sie tun etwas gutes, denn viele von uns Bloggern wünschen sich eigentlich einen gesunden Schlaf und wollen eigentlich nur unsere Ruhe – aber wollen wir das nicht alle? – bekommen diese aber nicht und schreiben über die gesellschaftlichen Zustände. Machen Aufrufe und nichts passiert. Wissen Sie, wie frustrierend das sein kann?! Sie organisieren eine Demo z.B. gegen die zunehmende Überwachung und es kommen gerade mal 200 Personen? Sie starten eine Onlinepetition gegen ihre schleichende Unmündigkeit und es fehlen ein paar Stimmen? – ich habe meine Geschichte zum ESM ja bereits geschildert. Dabei ist es doch sogar ihre Christenpflicht etwas zu tun, denn ist die Faulheit nicht eine Charaktereigenschaft der Todsünde?
Es ist mir klar, dass die Komfortzone so schön kuschelig ist und man diese am liebsten so beibehält. Das hat aber mit ihrem vorigen Leben zu tun. Das ist der Urinstinkt im Bauch ihrer Mutter. Da will eigentlich jeder wieder unterbewusst zurück, da dort doch die Welt (noch) in Ordnung schien, Sicherheit und Liebe herrschte und das 24/7, aber dann kam der Tag ihrer Geburt und ihre Uhr wurde auf null gestellt, so wie unsere gemeinsame Christenuhr vor gut 2.000 Jahren. Es ist also vorbei mit der Komfortzone, sie können nicht wieder in ihre Mutter hereinkriechen. Sie müssen jetzt nach vorne Blicken in eine ungewisse Zukunft. Sie müssen sich das Unbekannte zum Bekannten machen und lernen, täglich und immer fort. Nur so funktioniert die Welt, nur so können wir uns ihrer erschließen. Wenn sie es nicht tun, erschließen andere für uns die Welt und das tun sie auf ihre Art und Weise – und nicht nach ihren Wunsch-Regeln! Dann dürfen sie auch nicht auf die Banken, Hedge-Fond-Manager, Politiker etc. schimpfen, denn sie tun immerhin etwas! Wenn ihnen dies nicht gefällt, was sie tun, dann sagen sie es, denn:
Sag laut, was du willst. Wer schweigt, kriegt die Reste.
oder
Jammere nicht, wie schlecht es Dir geht. Dafür geht es anderen ja besser.
Vielleicht ist denen das noch gar nicht klar, da die Selbstreflexionsphase noch nicht eingesetzt hat. Aber anzunehmen, es ändere sich etwas, wenn man nur da sitzt und wartet bis der Arzt kommt ist auch keine Lösung – wo kommen wir dann mit dieser Denkweise hin? Sicher nicht zu einem gesunden Gesundheitssystem, bei den vielen Arzteinsätzen!
Also nochmal, tun sie es. Oder mit den Worten von Hr. Shaw:
Erfahrungen sind Wegweiser – keine Lagerplätze!
btw: Hr. Shaw und Hr. Russell verbindet ein gemeinsamer Preis. Wissen sie welcher?
Wenn sie jetzt noch etwas tun wollen, das unsere Gesellschaft gemeinsam weiterbringt, dann sollten wir das koordiniert tun und zuerst einmal die Themen sammeln, damit wir dann mit einer großen und lauten Stimme sprechen, statt mit vielen unterschiedlichen. Dazu habe ich die Seite mit der (gedanklichen) Schnappfischpartei eingerichtet.
Ich könnte jetzt noch ewig weiter schreiben, habe es aber schon auf den Punkt gebracht. Wenn sie also noch mehr Input brauchen um ins Handeln zu kommen, dann fragen Sie und bleiben nicht in der Komfortzone, denn dort sind sie automatisch Mitglied in einem der größten Clubs der Welt:
Im Club der betreuten Denker! Danke Oeconomicus mein Freund, für diese geistreiche Wortkreation.
Um es abschließend nochmals mit einem eigenen Zitat auf den Punkt zu bringen:
Um Freiheit zu erlangen muss ich bereit sein,
auf Sicherheit und Komfort zu verzichten!
Wenn mir Komfort und Sicherheit so wichtig sind, darf ich mich jedoch nicht wundern, wenn ich in der Sklaverei lebe – oder glauben sie, sie waren im Bauch ihrer Mutter wirklich frei und konnten tun und lassen was sie wollten? Warum wollen sie dann dauerhaft dahin zurück?!
Hallo lieber Roland
ausgezeichneter Beitrag, besten Dank dafür!
Als kleine Empfehlung zu einer „ökonomischen Wissenstreppe“ sei auf Frederick Bastiat hingewiesen, der mich und sicher viele meiner KollegInnen mit seinem Werk
„Was man sieht und was man nicht sieht“
http://bastiat.de/index2.html
inspiriert hat.
herzlichst
Wolfgang [aka Oeconomicus]
Danke schön, Wolfgang. Die Lektüre werde ich morgen zur Frühstückslektüre bei klarem Kopf machen!
Bin schon auf die Querbeziehungen der beiden Domänen gespannt – es arbeitet und ich kann und will nichts dagegen tun 🙂