Im Unbekannten steckt die Gewissheit
Schließe die Augen, dann wirst du schauen.
Brich deine Mauern, dann wirst du bauen.
Lerne harren, dann wirst du gehen.
Lasse dich fallen, dann wirst du stehen.
(Lothar Kempfer)
Allzu häufig versuchen wird die Welt, auf der wir leben, damit zu begreifen, was wir sehen, was wir kennen. Aus dem Bekannten schließen wir auf ein Verhalten und sind völlig Irritiert, wenn sich ein anderer Verlauf ergibt. Erst wenn wir dann wieder eine Erklärung des anderen Verlaufs finden, herrscht Ruhe.
Wir haben also durch die Suche nach dem Unbekannten wieder eine passende Sicht auf die von uns wahrgenommene Wirklichkeit erhalten. Lässt sich daraus nicht verallgemeinern, dass das, was wir kennen viel weniger mit der Wirklichkeit zu tun hat, als das, was wir noch nicht kennen? Ist für einen neuen Menschen nicht gerade das Unbekannte reizvoll und von Interesse? Wendet dieser noch (unbewusst) lernende Mensch sich nicht gerade dann von etwas ab, wenn ein Stimulus bereits bekannt und damit uninteressant ist? Ist nicht gerade das nicht Wissen von einem viel größeren Reiz als das Wissen? Müssen wir uns nicht in Unsicherheit begeben, um daraus Sicherheit zu erlangen? Treibt uns nicht das Erforschen der Unsicherheit, des Unbekannten zu Höchstleistung an? Bündeln wir nicht erst dadurch unsere ganzen Kräfte und Ressourcen, um das Unerforschte zu erforschen?
Was passiert im Gegensatz dazu, wenn wir das unbekannte meiden, uns nur im sicheren, erforschten Bereich tummeln?
Zuerst einmal würden wir nichts neues lernen, wir würden uns für nichts begeistern, denn alles ist ja bereits bekannt – der notwendige Stimulus für das Gehirn, Energie aufzuwenden, damit das erlebte dauerhaft Teil unserer Wahrnehmung bleibt, wäre nicht nötig. Es gibt ja nichts neues zu erleben. Mit dieser Aussicht führen wir ein Leben als Zombie.
Doch bevor es so weit kommt und die (moderne) Medizin uns unsterblich macht und wir damit tatsächlich zu einem Zombie werden, können wir unsere Wahrnehmung und damit unser Verhalten ändern. Wir können anfangen über das Erlebte zu reflektieren. Wir können damit beginnen uns zu fragen, was fehlt – was wir (noch) nicht wahrnehmen? Wir können uns fragen, was anders sein müsste, damit es noch besser wird…
Dann bekommt unser Gehirn wieder die Art von Nahrung, die es benötigt um zu ‚wachsen‘. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, wann wir auf Tätigkeiten stoßen, die wir initiieren können, an denen wir teilhaben können, damit die gegenwärtige Lage zukünftig besser wird. Wir sind dann nicht mehr Getriebene, die einem Ruf folgen – wir sind aktive Gestalter eines umfassenden Spiels, dass sich Leben nennt!
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine besinnliche Weihnachtszeit und viele frische Gedanken, die 2014 in die Tat umgesetzt werden!