Psychologie #2: Guter Junge, schlechter Junge
Es sind bereits mehr als 15 Jahre vergangen, wo ich Zeuge dieses „Psychologischen Tricks“ wurde, von dem ich nun erzählen werde. Dennoch hallt dieses Erlebnis noch so nach wie kaum ein anderes. Es war auch gleichzeitig Auslöser für mich, mich mit dieser Materie zu beschäftigen.
Ich hatte das große Glück, nach meinem Studium (zu einer Zeit der Einstellungsstopps) zu einem Assessment eingeladen zu werden. Von den ca. 20 Teilnehmern wurde mir dann eine konkrete Stelle (bei der ich noch gar nicht wusste, was die Tätigkeitsinhalte sind), angeboten. Da ich aber nicht gleich anfangen wollte, sondern noch den geplanten Urlaub antreten wollte, verging bis zum Start noch ein Monat. Zurück von dem Urlaub wollte sich die Niederlassung meines neuen Arbeitgebers eigentlich melden, tat es aber nicht. So wurde ich aktiv. Was mir nicht klar war, dass es in diesem Monat ein Einstellungsstopp gab und alles vorherige neu zu verhandeln war. Ich wurde also zum Einzelgespräch eingeladen und man teile mir gleich mit, dass das, was im Accessment versprochen wurde, nicht mehr gültig ist. Es folgte also ein weiteres Bewerbungsgespräch. Am Tisch saßen zwei Manager der mittleren Führungsebene sowie eine Psychologin aus dem Personalbereich.
Die Dame aus dem Personalbereich saß mir gegenüber, die beiden Herren aus dem Management jeweils neben ihr…
Die Spiele mögen beginnen!
Von dem einen Manager kamen nur Fragen, die unter die Gürtellinie gingen – z.B. suchte er sich die guten Noten in meinem Diplomzeugnis heraus und fragte, ob diese denn „verschenkt“ wurden? Gleichzeitig hob er die schlechteren Noten hervor und testete auch hier seinen Stachel.
Der andere Manager war das völlige Gegenteil. Er beschwichtigte und ich hatte fast das Gefühl, er wäre auf meiner Seite. Es entwickelte sich in diesen knapp zwei Stunden ein regelrechtes Bad der Gefühle. Ich war teilweise drauf und dran mich zu verabschieden, blieb aber sachlich bestimmt und bekam dann eine Anstellung als Projektleiter (der ich aber erst noch werden musste…)
Der Groll gegen den „Bad“-Manager war über die Monate nicht abgeklungen, denn es fand ja auch kein Klärungsgespräch statt. Erst als es um die Verteilung von Führungsaufgaben ging, sagte besagter Manager mit völliger Inbrunst in die Runde „Herr F. ein sehr guter Mann, den habe ich eingestellt!“. Da viel es mir wie Schuppen aus den Augen und ich wurde in der Literatur schnell fündig: „das Good-bad-play“.
Um dieses „Spiel“ zu spielen, müssen sie mit einem Kollegen ein gut abgestimmtes, aber betrügerisches Manöver in Szene setzen und den Gegner auf eine falsche und gefährliche Fährte locken.
Ein Beispiel aus der „Fernseh-Krimi-Welt:“
Polizist: „Ich habe den Kerl 24 Stunden ununterbrochen hart verhört. Aus ihm ist kein Wort rauszubringen. Was sagen Sie dazu?“
Kojak: „Entzückend. Ich übernehme die Sache!“
Lampe wird angeknips. Kojak nimmt den Lolli aus dem Mund, reicht dem Gangster eine Zigarette und beginnt vertrauensvoll:„Hey, Baby, das war alles nicht so einfach für dich. Ich versteh‘ dich schon. Laß uns mal ganz ehrlich über die Sache quatschen. So von Mann zu Mann. Ohne Protokoll. Einfach so. O.k.?“
Gangster: „Gack, gack, gack, gack…!“
Achten Sie also auf ein solchen Gesprächsverlauf, wenn einer den Softie spielt und einer den Hardliner. Die Gefahr ist dann groß, dass der Softie ihnen irgendwann einen Kompromiss anbietet um die „verfahrene“ Situation zwischen Ihnen und dem Hardliner zu beenden. Dieser Kompromiss ist aber keiner – zumindest keiner für Sie 😉
Der Feind befindet sich in unseren Mauern.
Gegen unseren eigenen Luxus,
unsere eigene Dummheit und unsere eigene Kriminalität müssen wir kämpfen.
(Marcus Tullius Cicero)