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Eine Lanze brechen

Schnappfisch-3707Das Volk nach seiner Meinung zu fragen, gehört fast schon zum guten Ton. Da gibt es z.B. seit einigen Tagen eine Onlinepetition gegen den Stil, wie uns – mittels eigenem Rundfunkbeitrag finanziert – politische Positionen eingeimpft werden sollen. Okay, die Reichweite dieser betreffenden Sendung mit einem Hr. Lanz hat eine Zuschaueranzahl von ca. 2 Millionen. Aus diesem Blickwinkel ist es schon erstaunlich, dass eine solche Petition bereits nach einer Woche 10% der Beteiligten aktiviert. Der ADAC kann hier für seinen „gelben Engel“ nur auf ca. 0,018% zurückgreifen. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele Menschen für einen Hr. Lanz stimmen würden, wenn eine entgegengesetzte Petition gestartet werden würde. Glücklicherweise werden wir das auch nicht mehr erleben, sind doch ab sofort Online-Petitionen gegen Einzelpersonen verboten.

Ich kann das ganz entspannt sehen, lebe ich doch bald ein Jahr ohne Fernsehempfang und hatte nur ein paar Tage nach dem Abschied vergleichbare Entzugserscheinungen. Wobei ich es eher als Zeit-Konditionierung bezeichnen würde – war ich doch versucht, mein Abendessen bis spätestens 19:45 Uhr an seinen Bestimmungsort zu transportieren, um die Landesnachrichten nicht zu verpassen. Dieser Schnappinstinkt lies aber schon schnell nach und war nach ca. einer Woche Vergangenheit.

Zurück zur Befragung der Bürger. Bei dieser ganzen Lanzen-Debatte fällt mir ein weiterer Fall ein, mit einer Fr. Slomka, als selbige den Erz(b)engel Gabriel interviewte. Da dieses Interview schon ein paar Tage mehr auf dem Buckel hat, hier nochmals kurz eine Gedächtnisstütze:

Die Diskussion fand ich eigentlich sehr spannend, versuchte doch Fr. Slomka ihm den freundlichen Hinweis zu geben, dass das, was er da gerade mit der Basisbefragung inszenierte nicht lupenreine Demokratie ist. Die Antwort war halt nicht ganz so passend – fast schon trotzig und auch die Reaktion danach, war eher trotzig. Daher möchte ich gerne das fiktive Gespräch führen – ganz kurz und knapp, denn Sendezeit ist ja teuer und ihre Lesezeit auch(!):

Fr. S.: „Sie wissen aber schon, dass eine solche Entscheidung die Parteibasis ihnen nicht abnehmen kann, denn nur sie als Vertreter der Partei wurden demokratisch gewählt.“

Hr. G.: „Da kenne ich mich nicht so aus. Sie müssen aber verstehen, dass mein damaliger Kollege Hr. S. im Alleingang vieles entschieden hat und wir dann die Prügel einstecken mussten. Darauf habe ich kein Bock!“

Fr. S.: „Und deshalb machen sie eine Scheinabstimmung?“

Hr. G.: „Genau, damit die Mitglieder die Entscheidung besser mittragen können, wenn unsere Entscheidung mal gegen die Wand läuft. Wir können dann immer sagen, ihr wolltet es so!“

Fr. S.: „Okay, dass verstehe ich. Wie stellen Sie aber sicher, dass es nicht zu einer breiten Ablehnung kommt, dann fällt der Schwindel doch auf, denn verfassungsrechtlich ist die Wahl nicht legitim?“

Hr. G.: „Das ist ein Problem, aber unserer PR-Berater haben da eine zündende Idee. Wir machen das wie beim Hammelsprung im Bundestag, denn das kennen unsere Mitglieder. Hinter der einen Tür mit der ‚Ja‘ Stimme für unseren Koalitionsvertrag stellen wir einen wunderschön gedeckten Tisch mit reichlich Essen und Trinken bereit – alles ‚for free‘ versteht sich. Hinter der Tür mit ‚Nein‘ verbirgt sich in Wirklichkeit ein Fenster mit einer Fallhöhe von fünf Metern – selbstverständlich bringen wir die nötigen Warnschilder noch an, wir sind je keine Unmenschen.“

Fr. S.: „Und die dritte Tür? Es gibt doch beim Hammelsprung auch noch die Enthaltung?!“

Hr. G.: „Ach so ja, da muss ich mir noch was überlegen. Hm, Zwangslager scheidet aus – wir sind ja nicht in Russland *lacht laut*. Also da machen wir einfach ein schnöde Tür und schmieren den Boden noch vorher mit Vaseline ein, dann haben die Kollegen noch was zu lachen – denn Spaß muss sein, auch in der Politik!“

Fr. S.: „Danke für das ehrliche Gespräch.“

Hr. G.: „Gerne, Frau S.!“

Also ich für mein Teil bin mal gespannt, was aus dieser Lanzen-Petition wird. Wenn hier eine spannende Story draus wird, reicht es vielleicht, dass Hollywood das ganze mal verfilmt. Dann könnte ich mir den Film später mal auf DVD kaufen und meinen Kindern damit erzählen, wie wir das so mit Bürgerbeteiligung in den Anfängen gemacht haben – Bildungsfernsehen eben.

Ich hoffe nur, dass zumindest dieser Film nahe genug an der Wahrheit bleibt, sonst muss ich wieder ewig lang die vielen Widersprüche erklären, wo die Wahrheit meist doch so viel kürzer und klarer ist. Dann könnte der Film auch schon für 6-jährige freigegeben werden und nicht erst ab 18.

Friede: in der internationalen Politik eine Periode der Betrügereien zwischen zwei Perioden des Kampfes.
(Oswald Spengler)

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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2 Kommentare zu Eine Lanze brechen

  1. oh je. Wie recht du hast.

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