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Leben und leben lassen

Schnappfisch-3366Der Tag, an dem neues Leben entsteht, ist ein wahrer Freudentag. Auch die Tage danach ist die Freude groß und das Baby wird stolz gezeigt. Alle Blicke sind auf das junge Leben gerichtet. Die Erwartungen und Herausforderungen sind für die Eltern groß.

Die Babys wachsen zu kleinen Kindern heran. Was bleibt ist aber der Wunsch der Eltern, das aus Ihren Kindern später mal etwas wird. Nicht wenige Kinder stehen so unweigerlich bereits in zartem Alter im Scheinwerferlicht unserer Gesellschaft. Ob sie jetzt in irgendwelchen Fernsehshows vor Publikum süß tanzen oder sich im Wettstreit mit anderen messen, ist dabei fast schon egal. Was bleibt, ist der Stolz der Eltern und der lastende Druck auf den Kindern, ihren Eltern zu gefallen.

Hinterfragt man die elterliche Motivation des „ich möchte, dass es dir später mal gut geht“ oder „ich möchte, dass aus dir mal etwas wird“, so hat sich seit dem ersten Tag eigentlich nichts geändert. Es geht im Kern weiter darum, mit seinen Kindern angeben zu können. Sich über seine Kinder eine gesellschaftlichen Stellung zu erarbeiten, die man selbst (evtl.) nicht erreicht hat – oder fast noch schlimmer, die die Kinder weiter aufrecht erhalten sollen.

Mit dieser Impfung ist es dann auch nur eine Frage der Zeit, wenn die Kinder selbst anfangen, sich mit anderen zu Vergleichen. Ist der Hunger nach Anerkennung einmal geweckt, beginnen wir fast automatisch alles und jedes zu vergleichen. Hat jemand in der Schule ein Handy, so sind die Begehrlichkeiten bei allen anderen auch entsprechend geweckt. Am besten eines, welches selbiges noch in Funktion, Design und Preis übertrifft. Ein Teufelskreis beginnt.

Die Schuld nur auf die Eltern zu schieben wäre aber genauso falsch, wie auf unsere Gesellschaft – die nur durch diesen ständigen Hunger nach mehr derzeit überhaupt zu existieren vermag.
Solange wir diese eingeschränkte Sicht, diesen Tunnelblick, auf stetiges Wachstum aufrecht erhalten und an die nächsten Generationen weiter geben, können wir nicht den Teufelskreis durchbrechen.

Eine derartige Konditionierung, die bereits mit unser jüdisch-christlichen Erziehung Einlass in unser Leben gefunden hat und durch die gesellschaftliche Ausrichtung weiter befeuert wird, zu durchbrechen, ist eine Herkulesaufgabe. Und dennoch kann sie gelingen, auch wenn das Ausmisten der Rinderställe des Augias nur eine von zwölf Aufgaben des Herakles war…

Entscheidend ist es, sich gewissen Mechanismen klar zu werden. Vergleiche ich stets mein Erreichtes, so vergleiche ich mein ganzes Sein mit dem Anderer, ohne überhaupt selbst (bewusst) zu leben. Reduziere ich alles, was ich erreiche auf Noten, auf Beurteilungen auf Vergleiche, so verliere ich meine Einzigartigkeit und verliere die Chance, dass aus mir einmal der Herkules wird, welcher der gestellten Aufgabe des Orakels – und damit seiner eigenen Bestimmung(!) – gerecht wird.

Schaue ich statt auf meinen Teller beim Essen stets auf den der anderen, nur um fest zu stellen, dass diese mehr auf dem Teller haben als ich, so werde ich mit diesem Blickwinkel nie glücklich werden. Satt zu sein, hat nur selten etwas damit zu tun, dass der eigene Teller am größten und am vollsten beladen ist!

Erst wenn ich den Blickwinkel öffne, den Tunnelblick verbanne, habe ich wieder eine klare Sicht auf das, was mich umgibt, auf das was mich ausmacht. Suche ich stattdessen die Schuld für mein Dasein stets bei anderen (die eigenen Eltern werden hier gerne genommen), so tue ich mir und meiner Umwelt keinen Gefallen.

Das wir für die Erweiterung unseres Blickwinkels oftmals erst einen Wink von außen bekommen müssen, möchte ich anhand einer kleinen Geschichte verdeutlichen:

Joy war eine Frau wie jede andere. Sie stand jeden Morgen auf und begann den Tag wie jeden anderen auch. Bei der Arbeit gab sie ihr bestes und auch sonst versuchte sie stets ein guter Mensch zu sein.
Eines Tages hatte sie ein stechen in der Brust und fühlte eine Verdickung. Schnell suchte sie den Weg zu ihrem Frauenarzt, der eine Gewebeprobe entnahm.
Es begannen Tage der Ungewissheit, kein Tag war mehr so, wie die Tage zuvor. Die Routine war gestört.
Endlich nach einer Woche kam der Befund. Die Gewebeprobe war gutartig. Ein Stein viel Joy vom Herzen.
Seit diesem Ereignis hat sich auch in ihrem Leben etwas verändert, obwohl um sie herum alles gleich geblieben ist. Jeder Morgen ist nun ein Geschenk, ein Geschenk das täglich aufs neue entdeckt wird.

Oftmals sind wir erst durch ein äußeres Ereignis im Stande unser bisheriges Leben und die Art, wie wir es leben, zu hinterfragen. Das verwundert etwas, denn so muss es nicht sein. Haben wir doch die Möglichkeit über unser vergangenes Leben und Handeln zu reflektieren und können aus dieser Reflexion auch entsprechende Schlüsse ziehen.

Es ist also nicht zwingend notwendig auf ein äußeres Ereignis zu warten um seinen Blickwinkel zu öffnen und aus dem Kreislauf aus zu brechen. Es ist nur eine Frage des Willens und der Erwartung, die wir an unser Leben stellen!

Eine Frage ist dabei von entscheidender Bedeutung. Die Frage nach dem Sinn des Lebens. Es geht nicht um die Frage „Warum wir leben?“ oder „Wie wir leben?“ oder gar „Mit wem wir leben?„, auch nicht „Wovon wir leben?„. Es geht einzig um die Frage „Wozu wir leben?„.
Erst wenn wir diese Frage nach dem wozu für uns selbst beantworten können, bekommt unser Leben einen Sinn, eine Richtung. Erst dann haben wir Halt im Leben, haben Orientierung und können uns täglich neu an dem wozu ausrichten. Nur so können wir auch in schwierigen Zeiten auf Kurs bleiben und trotz aufziehendem Nebel unser Ziel im Augen behalten, denn wir sehen dann mit dem Verstand und dem Herzen zugleich und sind dadurch niemals blind!

 Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,
dass du dein Leben ändern kannst,
indem du deine Geisteshaltung änderst.
(Albert Schweitzer)

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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