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Lebenswirklichkeit

Schnappfisch-3707Ich habe beim Beitrag „zwei Lebenswirklichkeiten treffen sich“ einen Begriff verwendet, der für mich bereits klar ist, den der Lebenswirklichkeit. Erst jetzt viel mir auf, dass dieser Begriff noch gar nicht so klar eingeführt ist. Wikipedia schmeißt diesen Begriff gar mit dem der „Realität“ zusammen. Es ist daher für mich an der Zeit, diese Lebenswirklichkeit eine Gestalt zu geben.

Wir Menschen haben die Gabe, durch unser Bewusstsein uns die Welt zu eigen zu machen. Verständlicherweise fassen wir daher auch diese Welt sehr individuell auf. Wir erschaffen damit somit unsere eigene Wirklichkeit der Welt und da unsere Wahrnehmungsmöglichkeit im weitesten Sinne auf unser Leben beschränkt ist, sind wir somit bei der Lebens-Wirklichkeit.

So einfach dieses Modell ist, so unvollständig ist es auch. Das liegt daran, dass wir neben unser Individualität auch ein soziales Wesen sind – wir benötigen die Gemeinschaft, den Kontakt zu anderen Menschen. Um sich dies verständlich zu machen, müssen wir nicht beim Sexualtrieb landen – auch unser Lernen ist in großem Maße von sozialen Aspekten beeinflusst. Wäre Lernen eine isolierte Angelegenheit, so könnten wir alle prima aus Büchern oder dem Internet lernen – wir tun es aber nicht, da der Austausch mit anderen Menschen mindestens genauso wichtig ist, wie die reine Informationsaufnahme. Ich würde sogar unterstellen, dass die Informationsaufnahme nur 20% des Lernens ausmacht und die verbleibenden 80% den sozialen Aspekten geschuldet ist.

Dieser Sozialaspekt führt nun dazu, dass wir uns als Gemeinschaft auf ein gemeinsames Lebensbild einigen – ein Teil unserer Lebenswirklichkeit ist also von außen beeinflusst. Das können solche abstrakten Wirklichkeiten wie Einsteins Relativitätstheorie sein, die wir nur indirekt nachvollziehen können – es sei denn wir reisen irgendwann einmal nahe der Lichtgeschwindigkeit -, aber auch andere Gesetzmäßigkeiten wie die Gravitationskraft, die wir täglich verifizieren können.

Diese Wirklichkeiten können gut nachvollzogen werden und werden auch von Generation zu Generation weiter gegeben – hier hat Schule seine Daseinsberechtigung. Diese Wirklichkeiten haben zudem gemein, dass sie (nahezu) auf der ganzen Welt Anwendung finden und daher allgemeine Realität sind. Neben diesen Wirklichkeiten gibt es auch viele, die sind Gesellschaftlich verschieden. Hier bewegen wir uns sehr nahe an der Ideologie. Dies ist auch in der Regel das, was uns – auch innerhalb einer Gesellschaft – trennt.

Genau dieser Bereich der Wirklichkeit macht uns als Gesellschaft zunehmend zu schaffen. Waren früher die Kommunikationsmöglichkeiten ein paar wenigen Menschen vorbehalten, so ist es heute normal, dass wir Informationen erhalten, die auf einem ganz anderen Kontinent Wirklichkeit sind. Als bewusstes Wesen setzten wir uns mit diesen Informationen auseinander und hinterfragen gleichzeitig unsere Wirklichkeit.

War es in der Zeit der eingeschränkten Kommunikation noch einfach(er), die Wahrnehmung der Menschen ein zu schränken und auf die eigene Ideologie zu kanalisieren, so ist dies heute schwerer. Dennoch ist die Medienlandschaft in großem Maße den gleichen Zwängen unterworfen wie viele Menschen – den Zwängen des Geldes und der damit einhergehenden Macht. Aus diesem Vakuum ist eine völlig neue Szene entstanden – die der unabhängigen Medien.

Die Herausforderung unserer Gesellschaft ist es nun, diese widersprüchlichen Lebenswirklichkeiten in Einklang zu bringen und sich nicht von Manipulationen führen zu lassen. Das Organ in einer Demokratie ist die aufgeklärte Politik. Falls es an dieser Politik fehlt, so ist es die Aufgabe einer Demokratie, dass die Bürger/innen eine solche erschaffen und dieser das nötige Mandat geben.

Dies ist die naheliegende und friedliche Möglichkeit unsere Lebenswirklichkeiten zusammen zu führen, so dass es irgendwann in einer fernen, fernen Zukunft nur noch die eine Lebenswirklichkeit gibt und die Lebenswirklichkeit mit der Realität verschmilzt.

Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,
dass du dein Leben ändern kannst,
indem du deine Geisteshaltung änderst.
(Albert Schweitzer)

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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