Seine eigene Sternstunde finden
Drei Freunde machen sich auf den Weg, um den Sinn ihres Lebens zu finden. Sie packen die nötigen Dinge in ihren Rucksack und machen sich gemeinsam auf den Weg.
An einer Weggabelung treffen Sie auf einen sitzenden weisen Mann. Sie fragen ihn, ob er ihnen den Weg zeigen könne, der sie zu dem Sinn des Lebens führt. Er bejaht und zeigt ihnen den rechten Weg. Als sie bereits im Inbegriff waren, dem gezeigten Weg zu folgen, rief er hinterher: „Haltet ein! Ich möchte Euch noch etwas mit auf den Weg geben.“
Die Drei drehten sich um und gingen zu dem alten Mann zurück.
„Setzt euch nieder, so können wir auf gleicher Augenhöhe miteinander sprechen.“, sagte der weise Mann. Die drei setzten sich sogleich vor ihm in das Gras.
„Ihr müsst wissen, der Weg führt euch zu einem großen Bach. In diesem Bach fließt das Wasser des Lebens und auf diesem Wasser das, wonach ihr sucht.“, sprach der Mann.
„Prima, danke für die Info.“, sagten die Drei.
„Haltet ein!“, wand der Weise ein, „Ich sehe ihr habt es eilig. So wisset noch, dass zu jeder vollen Sternstunde eines diese Lebens-Sinne auf die Reise geht. Zu jeder vollen Stunde! Ihr müsst nur noch das passende finden.“
Hoch erfreut über diese wertvollen Informationen machen sich unsere Drei nach ihren Dankesbekundungen auf den Weg. Es dauert nicht lange, da kamen sie an den besagten Fluss. Das Wasser war klar und frisch, der Fluss hatte viel Wasser und war kräftig im Fluss.
Die drei Suchenden blickten auf die Uhr – noch zehn Minuten bis zur vollen Stunde. Voller Erwartung setzten sie sich an das Ufer und blickten auf das Wasser.
Die Spannung war fast nicht aus zu halten. Endlich war die Stunde voll und alle suchten die Wasseroberfläche ab, konnten aber nur etwas Treibholz sehen.
Vielleicht hat ‚es‘ Verspätung? Vielleicht sind wir an der falschen Stelle? Vielleicht war es das Holz?
Sie beratschlagten und wollten die nächste volle Stunde besser nutzen. Einer verblieb an Ort und Stelle, einer ging Flussaufwärts, der dritte Flussabwärts. Zuvor stellten sie noch alle ihre Uhren auf die gleiche Zeit.
Die volle Stunde rückte näher und mit ihr abermals die Anspannung. Wieder fixierten die Augen bereits Minuten vor der vollen Stunde die Wasseroberfläche. Abermals fanden sie nichts.
Einer kam auf die Idee, den Blickwinkel zu ändern und legte sich flach auf den Boden, ein anderer kletterte auf einen nahe gelegenen Baum, der dritte setzte sich direkt ans Ufer, so dass seine Füße bereits im Wasser waren. Und wieder kam die volle Stunde und ging, ohne sichtbaren Erfolg für die Drei zu hinterlassen.
Einer fasste seinen ganzen Mut und ging in das kalte Wasser um noch näher an dem Ereignis zu sein. Er fror schon bald so sehr, dass er seinen Versuch abbrach und nur mit größter Mühe noch das Ufer erreichte. Die Suche war für ihn ein für alle mal zu Ende – zu gefährlich und aussichtslos schien ihm das Unterfangen. Der zweite kam auf die gleiche Idee, nur war er zwar mutiger und widerstandsfähiger und verblieb bis zur vollen Stunde im Wasser, aber seine Kräfte reichten nicht bis zum Ufer zurück – er trieb ab und war seitdem nicht mehr gesehen.
Der Dritte im Bunde aber schloss die Augen und wartete ab. Er wartete und wartete. Und dann, ohne ein Auge zu öffnen, griff er Richtung Wasser und seine Hand fühlte einen Widerstand. Fest umschlossen zog er an Land, was in seiner Hand gefangen war. Es fühlte sich schwer und nass an, gleichwohl aber strahlte es durch die geschlossenen Augen wie ein funkelnder Stern. Er riss die Augen auf und seine Hand war leer. Aber die Erinnerung an diesen Moment vergaß er nie, denn diese Sternstunde trug er fort an in seinem Herzen.