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Geschichte schreiben

Schnappfisch-3698Seit ein paar Tagen beherrscht eine neue Diskussion die Medien. Es geht um die jährlich stattfindende Sicherheitskonferenz in München, in dem sich die Rüstungslobby und Politik seit nunmehr 50 Jahren die Hand gibt. Dabei ist mein verwendeter Begriff „Rüstung“ schon längst überholt. Heute spricht man von Sicherheitspolitik – selbst der zuvor genutzte Begriff der Verteidigungspolitik ist längst passé. Irgendwann wird dieses Schicksal auch den Begriff „Sicherheit“ ereilen, blasen wir ihn doch auf Kosten unserer Freiheit gerade so auf, dass er irgendwann unweigerlich zu platzen droht!

Vielleicht können Sie als Kommentar bereits neue Namensvorschläge unterbreiten, dann muss die ehemalige – und nach wie vor gut laufende – Rüstungsindustrie keine Unsummen für neue, kreative Namen ausgeben!

Was mich aber noch mehr bewegt, als die Begriffsdeutung und unserem Hang zur Rüstungs-Export-Führerschaft (hier ist Deutschland weltweit auf Platz 3), ist der Ruf, hier als Nation selbst aktiv zu werden. Okay, damit würden wir die Binnennachfrage wieder ankurbeln, das ist aber auch das einzig ‚Gute‘, was ich daran erkennen kann. Dafür gäbe es aber auch noch viele andere Güter, die ich mir dann lieber kaufen würde – mal abgesehen davon, dass wir als Bevölkerung eh nichts von dem „Deal“ sehen, das ist dann eher ein Insidergeschäft von einer Bundesbehörde an eine andere…

Wie ich in meinem kurzen Abriss über die Kriegsgefahr im asiatischen Raum bereits angedeutet habe, steckt derzeit viel Potential für kriegerische Handlungen in der Luft. Wenn nun ein Bundespräsident fordert, dass hier auch Deutschland aktiver werden soll und die Verweigerung auch noch als Drückebergerei darstellt, stimmt mich das mehr als nachdenklich. Haben wir uns doch bereits im ersten Weltkrieg hinreißen lassen, in das Geschehen aktiv ein zu greifen – was daraus geworden ist, kennen wir aus den Geschichtsbüchern, weniger jedoch, wie es dazu kam. Das Deutschland nicht unbedingt aus freien Stücken dort gelandet ist, versucht der Historiker Christopher Clark in seinem Buch „Die Schlafwandler“ zu belegen. Auch gibt es erste Zweifel an der Ursache für den WK II.

Bisher war ich diesbezüglich entspannt, ist Deutschland doch in militärischen Fragen eher zurückhaltend geblieben. Damit fehlt dann auch ein wesentliches Element der aktiven Beteiligung und des möglichen Risikos, der Sündenbock bei einem Scheitern zu sein (gibt es überhaupt Gewinner bei einem Krieg?!). Aus dieser Sichtweise ist es mir daher nicht klar, wieso unsere (indirekt) gewählten Volksvertreter so vehement dieses Engagement fordern, wenn unsere jüngste Geschichte uns doch eher die Zurückhaltung lehren sollte…

Und so bleibt nur wieder die Erkenntnis, dass derjenige, der aus der Geschichte nichts gelernt hat, diese solange wiederholen muss, bis er daraus lernt.
Da Herr Gauck als Jahrgang 1940 zumindest den letzten WK miterlebt hat und andere Schlussfolgerungen als ich daraus gezogen hat, ruht nun die Hoffnung auf den Nach-Kriegsgenerationen. Damit diese aber ihre Schlüsse aus der Geschichte ziehen können, bedarf es einer neutralen Aufarbeitung selbiger. Erst wenn diese Aufarbeitung erfolgt ist, ohne dass die (öffentlichen) Meinungsbildner sofort die Verschwörungstheoretiker-Gesprächskeule schwingen, erst dann ist eine langfristige Strategie möglich, die dann zurecht den Namen Sicherheitspolitik trägt!

Das Risiko, etwas zu tun,
ist häufig so groß wie das Risiko, es zu unterlassen.
(Robert Bergmann)

Nachtrag:
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen sehr aufschlussreichen Artikel auf telepolis verweisen.

Über Ro!and (409 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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