Strukturübergänge erkennen
In dem Beitrag zur gesellschaftlichen Verantwortung habe ich bereits geschrieben, dass ich ein paar Vorschläge skizzieren möchte, die eine Orientierung in der Informationsvielfalt ermöglichen. Dieser Beitrag soll den Anstoß liefern, wie bereits in der Grundschule ein solcher Impuls gesetzt werden kann.
In der heutigen Bildungslandschaft ist der strukturierte – und bis ins Detail vor gedachte Unterrichtsablauf – tägliche Realität. Kann doch nur so die Unmenge an Lernmaterial transferiert werden, so die allgemeine Intension. Aus diesem Grunde habe ich in meinem Beitrag zur gegenwärtigen Schulsituation auch davon gesprochen, das Bildung einem „Fertiggericht“ gleicht.
Was braucht es aber, um Bildung als Türöffner zur Lösung zukünftiger Probleme zu machen?
Das der Spracherwerb in Wort und Schrift, sowie die mathematischen Grundfertigkeiten zum Handwerkszeug gehören müssen, setze ich als gegeben voraus. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass hier zu viel Zeit verstreichen sollte, um diese Grundfertigkeiten zu erwerben. Daher sehe ich die Vermittlung dieser Grundfertigkeiten klar als Ziele in den ersten beiden Jahren der Schulbildung. Ich möchte aber hier eine Idee skizzieren, welche die Vermittlung individueller gestaltet und zugleich die Strukturübergänge in andere Bereiche möglich macht.
Konkret beschreibt die nachfolgende Skizze zum einen die Eigenstrukturierung von Lernstoff und Materialdarbietung, wie auch die Übergänge zu Nahrungsmitteln. Um diese Brücke zu bauen, stellen Sie sich einen Pool an Lernmaterial vor, um sich das Wissen hinter den Buchstaben oder den Zahlen anzueignen. Das könnte zum Rechnen lernen z.B. das Rechenbrett oder aus dem Montessori-Bereich bekannte Perlenmaterial sein. Wichtig ist hier, dass es zu jedem Lernmaterial eine Karte mit dem entsprechenden Bild gibt. Die Beschränkung hat den Vorteil, dass es dann eine klare Zuordnung zwischen Karte und Material gibt und sich bei Konflikten um das gleiche Material die Kinder bereits bei der Planung einigen müssen.
Ziel ist es, dass die Bildkarten in einem Pool vorhanden sind und sich die Kinder reihum in einer Morgenrunde das Material (anhand der Material-Bild-Karten) zusammen suchen, mit dem sie ihren Unterrichtsstoff begreifen bzw. vertiefen möchten.
Zur weiteren Strukturierung sind die Material-Bild-Karten farbig nach ihren Bereichen (Lesen, Schreiben, Mathematik etc.) markiert. Dies kann z.B. mittels farbiger Umrandung erfolgen. Zur Konkretisierung ist am oberen Rand der Bereich aufgeführt (z.B. Mathematik – Grundrechenarten) und am unteren Rand die Bezeichnung des Materials aufgedruckt (z.B. Montessori – Perlenmaterial).
Die Rückseite der Material-Bild-Karten ist mit einem korrespondierenden Nahrungsmittel versehen, so könnte z.B. zu Lesen auf der Rückseite ein Bild von Nudeln, Reis oder Kartoffeln aufgedruckt sein. Zu Schreiben beispielsweise Fleisch oder Fisch und zur Mathematik Gemüse in allen Variationen. Auch hier ist wieder das Ziel die Nahrungsmittel mit einem farblichen Rand abzugrenzen und klar zu beschriften (z.B. als Grundnahrungsmittel – oder konkreter als Kohlenhydrate – in dem oberen Rand und im unteren Rand dann mit dem konkreten Lebensmittel Kartoffel).
Ich erhoffe mir durch die Kombination von Lernmaterial mit Nahrungsmitteln eine Beschäftigung mit beiden Bereichen. In Analogie zur Zubereitung eines Essens, bei dem es zum einen auf die ausgewogene Zusammenstellung der Inhalte an kommt, gleichwohl aber auch auf die richtige Reihenfolge, sollte dieses Prinzip auch im Bildungsbereich Anwendung finden. Die Freiheit, sich seine Bildungswerkzeuge selbst zusammen zu stellen, eröffnet eine Grundmotivation fürs Lernen. Spannend wird der Übergang zur Verköstigung sein – welches Gericht wird hier wohl auf dem Teller landen? Die Neugierde und der Forscherdrang sind in diesem Alter ungebremst und sollten – in die richtige Bahn gelenkt – auch freien Lauf haben.
Es wird sicher spannend sein zu erleben, wie solche Strukturübergänge sich auch in anderen Domänen fortsetzen. Mindestens so spannend ist es für mich nun, diese Idee von Ihnen kommentiert zu bekommen. Falls Sie vor haben, diese Idee in ihrer Schule auf zu greifen, würde es mich freuen, wie wir in Kontakt kommen. Gerne kann ich die Idee im Dialog noch konkretisieren, da ich – der Kürze geschuldet – einiges weg gelassen habe. So können wir gleichwohl von den gemachten Erfahrungen profitieren…
Alle entscheidenden Dinge, die ich erreicht habe,
waren Dinge, die nach Ansicht der Experten nicht gingen.
(Henry Ford)
Das Abstraktionsvermögen der meisten Deutschen ist kaum ausgebildet wenn überhaupt vorhanden.