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Die Geister, die ich rief…

Schnappfisch-3709Die letzten Tage, rund um die Ereignisse in der Ukraine, waren mehr als verwirrend. Waren noch vor zwei Wochen diplomatische Bemühungen ein sichtbares Ziel der Bemühungen, so endeten diese abrupt mit dem Putsch auf dem Maidan – dem zentralen Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Nachdem gezielte Schüsse auf Demonstranten und auf die Sicherheitskräfte stattfanden, heizte sich die Situation dermaßen auf, so dass in dem Rauch des Putsches keine klare Sicht mehr herrschte.

Kaum hatte sich der Rauch etwas gelegt, war der ukrainische Präsident Janukowitsch gestürzt, die Opposition installiert und sogleich von den USA und der EU anerkannt. Damit war Russland – und somit Putin – in Zugzwang. Aus westlicher Sicht der Regierungsvertreter und der Kommerzpresse war es fast schon egal, was Putin unternimmt – das Feindbild war bereits gezeichnet. Dementsprechend fand es keine sichtliche Beachtung, dass Russland Truppen auf der Krim zur Sicherung ihrer Schwarzmeerflotte – durch geltende Verträge legitimiert – entsenden darf.

Die Zeichen standen auf Krieg. Wieder einmal bewies Putin – wie bereits im Syrienkonflikt – einen kühlen Kopf und stellte in einer Pressekonferenz klar, dass er kein Interesse an einem Truppeneinmarsch auf der Krim hat. Die NATO hingegen scheint andere Ziele zu verfolgen und entsendet (Para-)Militärs und Kriegsschiffe (zum Teil bereits vor Olympia) in die Region.

An dieser Stelle möchte ich kurz den Wortwechsel zwischen Obama und Putin in dem Syrienkonflikt ins Gedächtnis rufen:

Obama begründete den damals geplanten Militärschlag gegen die syrische Regierung damit, dass amerikanische Ideale und Prinzipien auf dem Spiel stehen. Weiter sagte Obama in der Syrien-Rede: „Das ist es, was Amerika anders macht. Das ist es, was uns außergewöhnlich macht.“

Putin konterte darauf wie folgt: „Es gibt große und kleine Länder, arme und reiche, jene mit langen demokratischen Traditionen und jene, die noch immer ihren Weg zur Demokratie finden. Auch ihre Politik unterscheidet sich. […] Wir sind alle verschieden, aber wenn wir um Gottes Segen bitten, dürfen wir nicht vergessen, dass Gott uns gleich erschaffen hat.“

Nun aber steht der Konflikt unmittelbar vor der Haustür. Für Russland genauso wie für die EU. Lediglich die USA können sich einer gewissen Komfortzone bedienen. Abermals ist die Ost- und West-Sichtweise klar gezeichnet und wird auch so unisono in den Medien verbreitet. Unpassende Informationen wie z.B. die kürzlich aufgetauchten Telefonaufzeichnungen des estnischen Außenministers mit der EU-Außenbeauftragten zu den Scharfschüssen auf dem Maidan werden dann lieber ignoriert. Stellen diese Beobachtungen doch ein andere Sichtweise dar, welches das vorgefasstes Meinungsbild zumindest hinterfragen lässt. So konzentriert man sich nicht auf die Aufklärung, sondern auf die Verwässerung der Informationen.

Momentan scheint es so, dass der NATO jedes Mittel zur Destabilisierung der Ukraine recht ist, auch wenn der Faschismus damit wieder die Geltung erhält, nach der er verlangt. Wieder einmal zeigt sich, welche ungeheure Zerstörungskraft im Faschismus steckt, wenn er mit ausreichend Geld und Waffen ausgestattet ist. Die Parallelen zum Ende der Weimarer Republik sind daher nicht aus der Luft gegriffen.

Die Geschichte wird zeigen, wie gut man seine Lehren aus dem 2. Weltkrieg gezogen hat und/oder ob es abermals wie in Goethes Zauberlehrling heißt:

Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los.

Das Happy End kommt bei Goethe dann durch den alten Meister, der spricht:

In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid’s gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.

P.S.: Der cand. Meister USA scheidet daher beim Zauberlehrling als „Lösung“ aus, fehlt ihm doch die Erfahrung des alten Meisters…

Über Ro!and (409 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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1 Kommentar zu Die Geister, die ich rief…

  1. schön geschrieben – und goethe hat wie bei vielen dingen, recht 🙂

    http://www.fogy-wirbelwind.de/images/fogy—08.02.2014–13–180-grad.jpg

    freundliche grüsse,
    kaufi

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