Graue Wolken
Nicht nur die zwischenzeitliche Frühlingssonne wendet sich ab und graue Wolken ziehen auf, auch im Ukraine-Konflikt wird es zunehmend düster. An diesem Wochenende stehen die Wahlen auf der Krim an, die klären, ob deren Einwohner sich an Russland oder an die Ukraine binden wollen. Diese Entscheidung ist für beide Seiten strategisch bedeutsam: für Russland wie auch für die USA/EU. Da es bisher zu keiner diplomatischen Einigung kam, gehe ich auch nicht mehr davon aus, dass nach der Abstimmung eine solche Lösung im Zentrum steht.
Auch die deutschen Politiker haben sich zur Lage im Bundestag geäußert, und das mit einem erschreckenden Tunnelblick. Ich kann nun zumindest verstehen, warum die Regierungsparteien keine Volksentscheide wollen. Würde man das Volk in der aktuellen Situation fragen, würde wieder Vernunft die Geschicke lenken und nicht der (amerikanische) Wunsch nach einer neuen Weltordnung.
Einzig der Redebeitrag von Hr. Gysi ist es wert, sich an zu sehen, da er nicht polarisiert, sondern an den Verstand und die Vernunft appelliert. Erschreckend finde ich dabei, wie wenig Beifall er für seine Worte außerhalb seiner Partei erhält. Ich frage mich, wieso wir uns so viele Abgeordnete leisten, wenn diese eh nur im Parteikanon abstimmen. Dafür würde pro Partei ein Abgeordneter reichen, der die entsprechende Stimmenanzahl in den Ring wirft…
Als Ende Januar die jährliche „Rüstungskonferenz“ in München stattfand, und unser allseits geschätzter Pater Gauck zu mehr Entschlossenheit bei dem großen Schachspiel aufrief, war mir nicht klar, dass dies bereits nach wenigen Tagen Wirklichkeit werden sollte. Eine so schnelle Umsetzung hätte man in der Politik nicht erwartet! Das die Politik maßgeblich an den Zuständen in der Ukraine beteiligt ist, lässt sich nicht nur aus den abgehörten Gesprächen von Frau Nuland erkennen, sondern auch an den täglichen und zahllosen Unterstützungen der Putschisten durch die USA und der EU.
Da das, was in den Geschichtsbüchern steht, immer von den Siegern geschrieben wird, dürfen wir gespannt sein. Zweimal bereits kam uns eine Sonderrolle in der Geschichte des letzten Jahrhunderts zu. Es scheint fast so, dass wir vor einer „Auffrischung“ stehen. Andererseits haben wir diesmal ja die Seiten gewechselt – vielleicht liegt darin die Hoffnung von Fr. Merkel, nun auch einmal (nachhaltige) Geschichte schreiben zu dürfen…
Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl,
während des Krieges und nach der Jagd.
(Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck)