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Beziehungsarbeit

Schnappfisch-7213Beziehungen zwischen Menschen ist wohl einer der Bereiche menschlichen Wirkens, den wir nie in letzter Konsequenz verstehen werden. Harmonische Beziehungen scheinen das Ziel der Wahl zu sein. Kann man doch in einer harmonischen Partnerschaft von den Alltagssorgen Abstand nehmen und wieder auftanken. Alles ist gut, ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit macht sich breit.

Ist alles gut oder macht es sich unser Geist nur bequem und wird er – einer Droge gleich – stumpf und gleichgültig?

So reizvoll es erscheinen mag, in einer harmonischen Beziehung ohne Konflikte zu leben, so wichtig sind doch die Reibungspunkte. Erst durch diese Konflikte lernen wir uns selbst kennen. Unsere Motive unsere Stärken und Schwächen. Erst durch diese Beziehungsarbeit legen wir einen Grundbaustein, um uns selbst kennen zu lernen. Selbsterkenntnis ist dann die Folge der andauernden Beziehungsarbeit, die letztendlich nie endet. Jeden Tag macht jeder von uns neue Erfahrungen, nimmt Eindrücke mit in die Beziehung und ändert damit die Beziehung als solche. Daher kann die Beziehungsarbeit – die Abhängigkeit untereinander – nie enden.

Anders, wenn man nur Ruhe und Geborgenheit oder gar Sicherheit in einer Beziehung sucht. Ändern sich die Umstände und man erhält nicht mehr das vermeidliche Glück in der Partnerschaft, wechselt man diese wie die Kleider und sucht eine neue Beziehung. Stets in dem Gedanken, dass damit alles wieder gut wird. Das Ende diese rastlosen Suche ist dann ein Leben in Einsamkeit – zurück gezogen von anderen Menschen wird man aber niemals das finden, was einem im Innersten antreibt, was dem Menschen sein Wesen gibt. Erst durch die tiefere Beziehung mit anderen Menschen können wir zum Kern unserer Selbst vordringen. Oberflächliche Begegnungen streifen nur diesen Kern bzw. wir lassen den anderen Menschen erst gar nicht so tief kommen.

Gleichsam der aufgegriffenen Partnerschaft lässt sich die Beziehungsarbeit – dort dann Diplomatie genannt – auf Staaten übertragen. Sicherheit ist dabei stets ein Scheinargument, denn diese kann nicht das Ziel einer Partnerschaft sein, macht sie doch Stumpf und Träge, vor allem aber kannibalisiert es die Menschen, die sich der vermeidlichen Sicherheitsdoktrin unterwerfen müssen. Wer das Ziel einer Staatenpartnerschaft darin sieht, den anderen Staat besser kennen zu lernen, lernt dadurch gleichzeitig sich selbst besser kennen. Wer im Gegensatz dazu Barrieren, Handelsbeschränkungen oder gar Sanktionen erwirkt, geht es in der Regel nicht darum, an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten, sondern um eigene Interessen unter Druck geltend zu machen. Dieser Versuch, den Gegenüber unter Zwang zu unterwerfen, stärkt weder die Partnerschaft noch die Sicherheit. Letztendlich verliert man auch das, was unser wichtigstes Ziel sein sollte: Selbsterkenntnis. Denn erst diese führt zur unbeschränkten Freiheit.

Aber vielleicht ist gerade das das Ziel unserer aktuellen Regierungsarbeit. Uns von den Menschen, von den Beziehungen zu isolieren um uns die Chance zur Selbsterkenntnis zu nehmen und damit auch den Weg zur Freiheit?!

Eine Beziehung ist kein Fertighaus, sondern ein wundersames Gebäude,
an dem ständig gearbeitet werden muss.

Nachtrag:
Die Evolution hat uns zur Lösung festgefahrener Situationen etwas mit gegeben: das ehrliche, von Herzen kommende Lächeln. Eine unschlagbare „Waffe“, um wieder in Dialog zu kommen!

Über Ro!and (409 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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2 Kommentare zu Beziehungsarbeit

  1. Der Drang der Freiheit.

    Mensch folgt ihm, findet kreativ Wege. Immer.
    Werden keine Möglichkeiten geboten, sprengt er Grenzen.

    Unbewusst werden so Trickbetrüger geboren, manch bewusster geht auf Mission Impossible – nicht weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Dies ist in allen Beziehungsebenen spürbar und resultiert in Konflikten die nicht logisch erscheinen, oft nicht erklärbar sind.

    Befriedigt ein Gesellschaftssystem den Drang nach Freiheit nicht, ist es zeitlich stark begrenzt. Ein blueprint ist niemals perfekt.

  2. Erst wenn man der Freiheit näher kommt, das Geschenk eines unbekümmerten Lachens verspürt, beruhigt sich der Drang. Weiß man auch wieviel dumme Sachen man möglicherweise zu tun bereit war.

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