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Die unstillbare Gier

Natur_tiere3Der unersättliche Hunger nach Geld und Macht ist nicht erst seit der Erfindung des Geldes ein Charaktermerkmal der Menschen. Durch unsere technischen Errungenschaften sind wir nun aber an eine Grenze gekommen, bei der diese unstillbare Gier beginnt, sich selbst auf zu zehren. Sicherlich gab es immer wieder in der Geschichte Ereignisse, die uns Grenzen aufzeigten. Die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er des vorigen Jahrhunderts ist so eine Eruption.

Und dennoch sind die heutigen Probleme, vor denen wir stehen, nicht mit denen vorherigen vergleichbar. Die Welt, so wie wir Menschen sie uns geformt haben, ist eine andere geworden. Was geblieben ist, ist jedoch die unstillbare Gier. Alle Mechanismen zur Kontrolle dieser Gier wurden nach und nach gelockert. Alle Vernunft – wenn es so etwas nicht nur in den Denkgebäuden gibt – bei Seite geschoben.

Seit geraumer Zeit ist bei unseren Jungs das Thema Vampire ganz groß. So läuft täglich die CD aus dem Musical Tanz der Vampire hoch und runter. Sehr interessant in diesem Zusammenhang finde ich den Text aus dem gleichnamigen Titel. Hier ein Auszug:

[…]
Jeder glaubt, dass alles einmal besser wird,
drum nimmt er das Leid in Kauf.
Ich will endlich einmal satt sein.
Doch der Hunger hört nie auf.
Manche glauben an die Menschheit,
und manche an Geld und Ruhm.
Manche glauben an Kunst und Wissenschaft,
an Liebe und an Heldentum.
Viele glauben an Götter
verschiedenster Art,
an Wunder und Zeichen,
an Himmel und Hölle,
an Sünde und Tugend
und an Liebe und Brevier.
Doch die wahre Macht,
die uns regiert,
ist die schändliche,
unendliche,
zerstörende
und ewig unstillbare Gier.

Euch Sterblichen von morgen
prophezeih‘ ich
heut‘ und hier:

Bevor noch das nächste Jahrtausend beginnt,
ist der einzige Gott, dem jeder dient,
Die unstillbare Gier.

Was ist an diesem kurzen Auszug des Musicals dran? Ist es wirklich so, dass die Menschen von einer unstillbaren Gier besessen sind?

Schauen wir uns die Finanzwelt an, so gibt es in dem neuen Jahrtausend tatsächlich einige Hinweise, dass die Gier grenzenlos erscheint. Mit der Immobilienkrise 2008 und der anschließenden Finanzkrise ist einiges sichtbar geworden. Weitere Randthemen wären da neben dem Hochfrequenz-Handel die Manipulation des LIBOR-Zinssatzes. Nicht zu verachten auch die zahlreichen Manipulationen des Goldpreises durch die Fed und auch in London durch die Großbanken. Ebenso waren die Metall- und Rohstoffpreise nicht von Manipulationen verschont geblieben. Ein beliebtes Mittel ist auch die Manipulation des Wechselkurses, allen voran die des US-Dollars.

Da jedoch genau jene Abgeordneten, die solche Manipulationen verhindern sollen, längst von den Banken gekauft sind – zumal diese Banken für die Nach-Abgeordneten-Zeit lukrative Positionen in Aussicht stellen -, gibt es aus dieser Richtung wenig Hoffnung auf eine Kursänderung.

Wie gut diese Gier-Maschinerie funktioniert, offenbart der jährliche Armutsbericht und dessen Spiegelbild, der stetige Anstieg der Milliardäre. Längst ist der Milliardär-Einsturz von 2008 kompensiert. Gegenüber 2009 hat sich die Zahl der Milliardäre nach nur vier Jahren fast verdoppelt auf 1.426!

So scheint sich das, was in dem Musical so treffend umrissen wurde, real auch in diesem Jahrtausend zu offenbaren. Es ist keine Fiktion mehr, sondern einzelne Eruptionen bis zum unweigerlichen Vulkanausbruch. Die Folgen sind heute nicht absehbar.

Was verwundert ist jedoch, dass wir diesen anstehenden Vulkanausbruch nicht versuchen zu stoppen. Im Gegenteil, wir befeuern ihn noch weiter. Wenn man sich die Medienlandschaft ansieht, vergeht kein Tag, in dem gute Pressearbeit zur Seite geschoben wird und das Programm, welches man sonst nur aus den Sommerferien beim betreuten Urlaub kennt, die Bühne beherrscht. Entertainment und Animationsprogramme wohin man schaut, so zumindest meine Wahrnehmung wenn ich auf die verlinkten yt-Videos aktueller Nachrichtenformate schaue.

Wie schön wäre es doch, wenn man für seine Zeit und sein Geld wertfreie Informationen erhält. Das was der Begriff Bildungsfernsehen so treffend umschreiben würde. Wenn wir in unserer Fernseh-Freizeit gut aufbereitete Informationen bekommen würden, die ihren Fokus auch auf Randthemen legen, statt stets die Puppenspieler zu Thematisieren und ein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen, was es so in der Realität nicht gibt. Was, wenn wir inspiriert würden von Möglichkeiten, die in uns stecken. Was, wenn Fernsehen dazu beitragen würde, dass wir unsere Potenziale erkennen könnten und gezielt diese fördern würden, statt uns vor zu schreiben, was wir nicht tun dürfen. Was, wenn wir nicht stets gesagt bekämen, wie schlecht wir alle sind und es uns besser nicht gäbe, damit nicht so viel schädliches CO2 die Umwelt zerstöre.

Was für unglaubliche Möglichkeiten sich uns bieten, wenn wir Bildung wieder als das auffassen, was es ist: ein Angebot als Mensch, seinen natürlichen Platz in der Natur zu finden.

Vielleicht ist es in dem von unstillbarer Gier zerfressenem System (heute) nicht mehr möglich, einen solchen Schritt zu tun. Vielleicht braucht es gerade die Krise zur Erneuerung. Hoffen wir, dass die Menschen dann zumindest ihr Bauchgefühl noch behalten haben um die Puppenspieler von damals auch in der Zukunft zu erkennen und nicht wieder diesen blind zu folgen, nur weil sie ihnen ein paar Decken und eine warme Mahlzeit gegeben haben.
Vor diesem Bild des Neuanfangs habe ich fast noch mehr Scham, als vor dem aktuellen Scherbenhaufen unserer Gesellschaft.

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,
aber nicht für jedermanns Gier.

(Mahatma Gandhi)

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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9 Kommentare zu Die unstillbare Gier

  1. Der Mensch sucht nach Ausdruck. Gier ist eine Ersatzhandlung.

    • Wenn der Ausdruck, den der Mensch sucht, der ist, sich als Teil eines Ganzen zu erkennen – so wie ich es in meinem Buch beschrieben habe – dann ist diese Ersatzhandlung nicht nur töricht, sondern schlicht dumm!

      • Dumm ist die Unkenntnis. Siehe auch, dass Durst eher als Hunger interpretiert wird. Erst wenn man schon am verdursten ist, wird erkannt. Schaden ist dann aber schon eingetreten.

        • Dann besteht ja Hoffnung, wenn der Bildungsauftrag wieder das bildet, was die Unkenntnis zur Kenntnis macht.

          Ich schreibe in den nächsten Beiträgen mal etwas über die Ankerpunkte der Schule-des-Werdens…

  2. Geld, Macht, Reichtum – alles nur Mittel zum Zweck. Der eigentliche Grund, warum diese Welt ist wie sie ist, ist das streben nach Erfolg und Anerkennung. Schon seit anfang der Zeiten wird der Mensch vom Teufel dazu verleitet (siehe Adam und Eva).
    Ich spreche aus eigener Erfahrung wenn ich sage, daß der einzige Weg, von diesem streben nach Erfolg und Anerkennung weg zu kommen, der ist, Nachfolger von Jesus Christus zu werden.

  3. Der Unterschied von realer Wirtschaft und finanzwirtschaft: gewinne und Verluste werden binnen Sekunden realisiert.
    Das ist natürlich für viele schlimm und gipfelt schließlich in kollektiver Inquisition.

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