Umsetzungsgedanken der Schule des Werdens
Im gestrigen Beitrag habe ich die Ankerpunkte der Schule-des-Werdens skizziert. Diese sollen die pädagogische Haltung vermitteln. Der heutige Beitrag konzentriert sich auf den organisatorischen Teil der Umsetzung. Wichtig war mir dabei, möglichst viele Übergänge zu dem bestehenden Schulsystem zu schaffen, so dass eine gewisse Durchlässigkeit und Durchmischung möglich ist. Dies ist daher besonders wünschenswert, da nur begrenzt bereits in der ersten Schulklasse die grundsätzliche Lernmotivation (und damit die passende Schulform) der Kinder erkennbar ist – oftmals ergibt sich diese erst im späteren Verlauf.
Noch ein kurzer Einschub zum pädagogischen Konzept:
Nachdem was ich bisher gelesen und gesehen habe, erscheint mir gerade in den ersten Jahren die Montessori-Haltung und -Pädagogik, welche mit Maria Montessori Einzug in die Bildungslandschaft gefunden hat, sehr wertvoll. Mit fortschreitender Klassenstufe würde ich dem von Peter Petersen 1927 erdacht Jenaplan-Schulentwicklungskonzept den Vorzug geben, wobei das eine das andere nicht ausschließt!
Kommen wir nun zur Gliederung der Schule-des-Werdens. Diese teilt sich momentan in drei Bereiche auf:
- die Grundstufe
- die Werkrealstufe
- die Oberstufe
In der vierjährigen Grundstufe liegt der Schwerpunkt auf das gemeinsame Erfahren der sozialen Kompetenzen und in der Potenzialentfaltung. Gleichzeitig werden die gemeinsamen Grundlagen in Sprache, Mathematik und Gestaltung/Ausdruck gelegt.
In der Werkrealstufe werden die Grundlagen erweitert und ausgebaut. Persönliche Vorlieben vertieft und das soziale Miteinander gestaltet. Verstärkt werden ganzheitliche Prozesse gefördert und das Lernen reflektiert. Ziel der sechsjährigen Werkrealstufe ist es, zu Lernen wie jeder für sich individuell am effektivsten lernt, Wissensstruktur für das lebenslange Lernen zu gestalten und die Begeisterung fürs Lernen zu entfachen. Die Freiheitsgrade öffnen sich dabei stetig. Nach Ende der Stufe kann die Prüfung des staatlich anerkannten Werkrealschulabschlusses gemacht werden.
Die zwei- bis dreijährige Oberstufe hat die Hochschulreife zum Ziel, dessen Dauer die Lernlinge selbst festlegen. Die zuvor gelegten Freiheitsgrade werden hier abermals erweitert, so dass sich die Lernlinge ihre Lernbegleiter selbst organisieren müssen (vergleichbar dem methodos-Konzept). Die Schule-des-Werdens stellt die Räumlichkeiten und das Netzwerk, ebenso wählen die Lernlinge der Oberstufe einen Begleiter aus der vorigen Werkrealstufe, der ihnen als Mentor zur Seite steht. Periodische Selbstreflexionsphasen mit dem Mentor dienen einerseits zur Lern- und Qualitätskontrolle, anderseits um das erfahrene und erarbeitete Organisationswissen für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.
Bei Bedarf können die drei Stufen noch in beide Richtungen ergänzt werden. Vor der Grundstufe mittels eines Kindergartens und nach der Oberstufe um ein (Bachelor-)Studium. Beide zusätzlichen Stufen haben im Vorgehen und Inhalt Ähnlichkeiten mit den oben beschriebenen (angrenzenden) Stufen. Alle Stufen haben ein benotungsfreies Werden gemeinsam. Die Rückmeldungen der Lernziele erfolgt qualifiziert-relativ, statt schematisch-absolut. Direkte und periodische Rückmeldungen an die Lernlinge und Eltern geben gleichförmige und aktuelle Lernorientierung.
Übergänge der Stufen
Die zuvor beschriebenen Stufen sind nicht isoliert zu sehen, sondern haben Übergänge und Rückbezüglichkeiten. Da sich die meisten dieser Verbindungen erst in der gelebten Praxis ergeben, werden hier nur einige exemplarisch geschildert, damit die Intention klarer wird.
In der Werkrealstufe führt eine Lesepatenschaft in der Grundstufe dazu, dass die freie Lesekompetenz gesteigert wird und in der Grundstufe Kontakte zu den älteren Lernlingen entstehen. Dieser Austausch wirkt ebenso von der Oberstufe in die Werkrealstufe, damit die Lernlinge in der Werkrealstufe mehr Möglichkeiten haben, ihre Art des Lernens zu erfahren.
Gemeinsame Sportaktivitäten – z.B. Klettern – ermöglichen ebenfalls eine gute Kontaktmöglichkeit und soziale Bindung. Darüber hinaus bieten die im ersten Beitrag beschriebenen Aktivitäten – z.B. im Bereich der „essbaren Stadt“ – weitere Gelegenheiten der Vernetzung.
Umgang mit Ressourcen
Wie schon zuvor anklang, ist ein wesentliches pädagogisches Ziel der Umgang mit Ressourcen. Hier soll bereits sehr früh die von Michael Braungart und William McDonoug eingebrachte Denkweise der Ökoeffektivität, welche in cradle-to-cradle (C2C) manifestiert wurde, vermittelt werden. Ziel ist es ein Konsumverhalten zu fördern, welches sich der Verwertungskreisläufe bewusst wird, bei denen nicht die Vermeidung bzw. die Vernichtung am Anfang bzw. Ende steht, sondern Verwertungskreisläufe entstehen – analog zur Natur. Diese Haltung spiegelt sich auch in den ansässigen Handwerksbetrieben wieder, so dass die Lernlinge diese Haltung auch in der Praxis erfahren können.
Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln.
(Erich Kästner)
Parallel Integration von Erwachsenenbildung / Resozialisierung über learning by doing.
Genau, dass ist ein weiterer Kreislauf der Inspiration!
Fortsetzung der per Mail von René erhaltenen Kommentare. Auch hier wieder meine Antworten im direkten Anschluss zu seinen Fragen.
Begeisterung ist neben der Neuigkeit und der Bedeutsamkeit die entscheidenden Wirkfaktoren fürs Lernen.
Auch wenn der Begriff des llL abgenutzt ist, so kennen ihn doch viele und wissen von dessen Bedeutsamkeit.
Wenn Wissen nicht träge sondern lebendig vermittelt wird, d.h. mit einem persönlichen Bezug und praktischem Nutzen, wird Lernen zur Potentialentfaltung.
Das „Lernen nebenbei“ hat leider keine Richtung und braucht daher eine Lernbegleitung die behutsam lenken kann.
Danke!
Da ich hier nur ein Beispiel für die Intension bringen wollte, das aufzeigt, wie die Schüler allmählich selbst zu Lehrern werden. Selbstverständlich könnte man hier auch Theatergruppen, Musik, Basteln, Werken etc. anführen.
Da Lesen aber eine Grundkompetenz ist, erschien mir dies als einfaches und einleuchtendes Beispiel.
Michael Braungart hat mit C2C hier bereits den Boden bereitet. Wenn dieses neue Denken verstanden wird, ist ein Großteil unserer Schuld-Indoktrinierung überholt.
Die Spezialisierung lässt sich vermutlich nicht mehr Rückgängig machen, es kann aber durchaus das Rüstzeug vermittelt werden, die Einzelschritte von Anfang bis Ende zu be-greifen.
Die Ankerpunkte haben nicht das Ziel alle Fragen zu klären, sondern zuerst einmal die Richtung vor zu geben.
Die Finanzierung wird nach dem 3. Jahr durch die staatl. Anerkennung zum Teil gefördert, weitere Teile sind ein Elternbeitrag von 300-500 EUR/Monat (500 für die ersten drei Jahre ohne staatl. Förderung). Spenden etc. können helfen, müssen aber unabhängig von der Grundfinanzierung sein.
Zuerst einmal sagt die Unterrichtsform nicht viel über die Qualität aus. Auch Frontalunterricht kann gut und lehrreich sein! Staatliche Vorgaben müssen bedient werden, wenn die staatl. Anerkennung angestrebt wird. Diese sind aber im Grundschulbereich überschaubar und erst im Gymnasium umfangreich.
Gesellschaftskritik sollte wenn möglich nicht das Ziel sein. Es geht eher darum die Möglichkeiten auf zu zeigen, aber auch die Gefahren und Potentiale. Das Rüstzeug sollte also möglichst umfassend sein um den veränderten Gegebenheiten auch gerecht zu werden. Wer weiß heute schon, wie das Gesellschaftssystem in 10 oder 20 Jahren aussieht?
Genau. Solange aber nicht ausreichend viele (ca. 3-5) helfende Hände sich gefunden haben, werden auch nicht so viel mehr Inhalte kommen. Ansonsten wäre alles aus einer Feder und diese Feder wäre meine. Eine solche Schule-des-Werdens sollte aber nicht aus den Vorstellungen einer Person erwachsen. Daher bleibt der Samen noch in der Tüte und das Wasser im Glas 😉
Korrekt! Aber es ist ein Anfang gemacht und jetzt geht es – wie zuvor geschrieben – gemeinsam den Weg zu Ende zu gehen.
Hierzu stehe ich mit den Gründern des Jenaplangymnasiums aus Nürnberg bereits in Kontakt, da wir vom Konzept her viele Parallelen haben.
Danke fürs kritische (Hinter-)Fragen
Ro!and
Rund.
Mit diesem Aufbau können wir alle Aktivitäten zur Globalisierung der Moral ganz gelassen aussitzen und milde belächeln.
Ein voll sozialisiertes Wesen ist automatisch moralisch integre. Wir erkennen unsere Familie wieder, die die keine Angst voreinander haben. Können gegenseitig Halt geben und Entwicklung ermöglichen…
Ein Tag der Freude.
Danke schön! Das sind auch meine Gedanken und Hoffnungen für diese „Schule“
Durchsetzung in allen gesellschaftlichen Bereichen möglich über Pi = Erziehungsberechtigter, der integrierte universelle Kommunikation versteht und nutzbringend einsetzen kann. Dazu später mehr ausführlich.
Freu mich auf ein *W*E*I*T*E*R* !!!
„UM-SETZUNG-s-GeH-Dankereien“ sind doch schon „im Gang“…
😉
und sei er noch so klein,
einmal wird er größer sein
und über all die jetzt noch
als „höher“ angesehnen Sachen
nur noch HERZ-haft schmunzel-lachen.
*JaH !*
Viel Mut und Kraft und ALL-ES GUTE EUCH !