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Ist unsere Denkweise falsch, um die Probleme zu lösen?

20131211_1D4_NebelKarlsruhe-3201Jeder These folgt die Gegenthese, jeder Behauptung eine Gegendarstellung. Wo aber bleibt die Synthese in der aktuellen Situation der notwendigen Problemlösungen? Wie können wir uns auf eine gemeinsame Lösung verständigen?

Beschreibt die Dialektik seit der Antike eine Gesprächsführung, welche im aktuellen Gebrauch von der These über die Antithese letztendlich zur Synthese führt. Finden wir mit dieser Gesprächsführung noch zu einer ganzheitlichen Lösung oder kommen wir mit diesem Ansatz mehr und mehr in eine Sackgasse?

Zeigen doch gerade die Talk-Shows auf, dass es gar nicht mehr um das Finden einer Synthese geht, die gemeinsame Lösung gar nicht mehr als Gesprächsziel in Frage kommt. Werden in den TV-Duellen bereits Punkte gleichsam eines Boxkampfes vergeben, so verwundert es nicht, dass auch das eigentliche Duell den Regeln des Kampfes folgen. Der Sieg durch technisches K.o. ist dann erreicht, wenn die Gegenseite keine Argumente mehr liefern kann.

Längst hat sich die Politik schon von einer Kunst der Unterredung verabschiedet – und somit von den griechischen Wurzeln der Dialektik. Ein neuer Trend scheint zu sein, Verträge zunehmend im Geheimen zu verhandeln, und erst dann zur Diskussion zu stellen. Was für eine verkehrte Welt. Ob der Vertrag nun TTIP oder TiSA heißt – es wird sicherlich nicht der letzte seiner Art sein.

Vielleicht ist es aber in der Tat bereits so, dass wir die momentanen Probleme nicht mehr mit unseren bisherigen Lösungsansätzen, allen voran unserer Gesprächsführung, erfolgreich zu einem Abschluss bringen können. Es kann aber keine Lösung sein, das Gespräch daher erst gar nicht zu suchen. Es ist vielmehr notwendig, sich nicht weiter mit den Symptomen zu beschäftigen, wie die Auswüchse derzeitiger Gesprächskultur in den Politik-Veranstaltungen uns aufzeigen, sondern, die Ursachen zu suchen.

Jeder Versuch mit einem Grund in eine Diskussion ein zu steigen erzeugt unmittelbar einen Gegengrund. Jedes Argument findet unzählige Belege, jede Gegendarstellung genau so viele. Fakten gibt es in der modernen Welt dank Internetquellen so viele wie Sand am Meer. Aus jedem Sand lässt sich mit der passenden Form jedes Bild erstellen. Daher verwundert es mich auch nicht, dass die Parteislogans der aktuellen EU-Wahl keine Parteiinhalte mehr sichtbar werden lassen. Es ist alles der gleiche Sand, der uns in die Augen gestreut wird – Urlaubsfreude kommt dabei leider keine auf.

Warum aber kommen wir nicht mit den Gesprächsmitteln vergangener Epochen mit den heutigen Problemen zu Rande?

Ich glaube der Grund liegt darin, dass die Gesellschaft zu sehr gespalten ist. Gespalten in mehrere Lager ohne sichtbare Gemeinsamkeiten. Solange es keine Schnittmenge gibt, gibt es bei jeder Lösung Verlierer. Alle Lager (ob Reich oder Arm, Dick oder Dünn, Groß oder Klein…) haben gute Argumente für jeweils ihre Lösung. Auf dieser Ebene lässt sich kein sinnvoller Konsens finden – Kompromisse, mit denen am Ende keiner richtig leben kann, sind die Folge.

Es ist der Schritt zurück, der Schritt zu uns selbst, der die Lösung liefert. Wir müssen uns als Menschheit die Frage stellen, wohin wir wollen – was unser gemeinsames Ziele als Spezies ist. Unter den gegebenen Randbedienungen von knappen Ressourcen und extremer Ungleichverteilung selbigen, werden wir mit den derzeitigen Ansätzen scheitern müssen. Auf die Suche nach der Frage können wir nur gehen, wenn wir nicht nach Gründen suchen, wenn wir uns nicht an Vorgaben, Autoritäten, Religionen, Konventionen etc. richten. Wir finden diese Frage nur, wenn wir uns innerlich klar über die Frage, was wir als Mensch wollen, sind. Aus dieser grenzenlosen Freiheit heraus finden wir die gemeinsame Antwort.

Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,
dass du dein Leben ändern kannst,
indem du deine Geisteshaltung änderst.
(Albert Schweitzer)

Über Ro!and (410 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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5 Kommentare zu Ist unsere Denkweise falsch, um die Probleme zu lösen?

  1. Lieber Roland,

    gute Feststellung, zumal ein Grund, warum ich mir dieser unerträglichen Talkshows seit zwei Jahre nicht mehr anschauen kann. Eben weil es nicht um eine Lösungsfindung geht, sondern um ein Duell von Parteien, die uns eben teilen sollen, damit Jene im Hintergrund ungestört herrschen können. Alles Ablenkung, aber kein Voranbringen einer Verbundenheit.

    Daher kann man auch in jeder dieser Talkshows die Duelltechnik beobachten, wie es Schopenhauer so gut auf den Punkt gebracht hat:
    Kunstgriffe, wie ich Gegner platt rede ohne selbst wirklich was zu sagen …

    Wie es gehen kann, zu einer bestmögliche Lösung für alles zu kommen, das zeigt uns das Konzept des systemischen Konsensierens.

    Soweit ich weiß, wird in der Schweiz ähnlich regiert. Dort sitzen Vertreter aller Parteien in der Regierung und bemühen sich um Ausgleich.

    Ja, schön wäre es, solchen Formaten im Fernsehen folgen zu dürfen, dann würde ich meine Glotze auch wieder anschalten. Derzeit zahle ich die GEZ-Gebühren für die Tonne.

    Viele Grüße
    Martin

    • Danke Martin für die vertiefenden Beiträge. Es scheint fast so, also ab alle emsig dem Crash zuarbeiten, statt Lösungen zu suchen…

  2. Norbert G. // 20. Mai 2014 um 18:19 //

    Leider habe ich derzeit wenig Muße, hier zu kommentieren.
    Doch einen heutigen Fund möchte ich mitteilen.

    Die Denkweisen sind insofern zumeist falsch, wie sie davon ausgeht, daß genügend Denkbestimmungen in diesem angeblich „freiesten Staat, den es je auf deutschem Boden gab“ zutreffend wären. Dies ist leider nicht der Fall. Tatsächlich sind fast alle eine Lüge. Daher denkt man unweigerlich bald wieder in die Irre, auch wenn man Teillügen entdeckt haben sollte.
    Dieses Infragestellen fast aller Grundlagen ist jedoch eine gar zu übermenschliche Aufgabe, die nur Geistesheroen mit Liebe zum Übermenschlichen gelingen kann.

    Nehmen wir das Thema „Kunst“, die doch unser Leben durchtränkt und nur in der Version als „entartete Kunst“ gestattet ist und mit massivster Staatsknete dem Wahlpöbel aufgenötigt wird.
    Ich fand die moderne Kust schon immer läppisch, weil etwas was jeder Affe kann (tatsächlich, nicht übertragen), keine Kust sein kann. Diesbezüglich vorurteilsbeladen blieben entlarvende Bekenntnisse anerkannter Künstler denn auch in meiner Erinnerung hängen. Andere bekommen sowas scheinbar nie mit.
    Aber diese „moderne Kust“ macht unsere Umwelt nicht nur häßlich, sondern auch sinnfrei – und das ist wohl ihr tieferer Sinn.

    Eines der Schlüsselerlebnisse bezüglich Picasso war, als ich als Schüler bei einer Ausstellung inmitten von viel Mist einen mit wenigen genialen Strichen hingehauchten Frauenakt sah, der zeigte: er konnte genial malen wenn er wollte. (Was viele moderne Künstler nicht können, selbst wenn sie wollten.)
    Später erfuhr ich dann den Grund: Er verachtete – übrigens, wie z.B. Beuys – die moderne Kust als Scharlatanerie, doch er benutzte sie. Doch nun zur wissenswerten Fundsache:

    — an —
    Zitat aus einer Rede von PABLO PICASSO, gehalten am 2. Mai 1952.

    “Seit die Kunst nicht mehr Nahrung der Besten ist, kann der Künstler sein Talent für alle Launen und Wandlungen seiner Fantasien verwenden. Alle Wege stehen einem intellektuellen Scharlatanismus offen. Das Volk findet in der Kunst weder Trost noch Erhebung. Aber die Raffinierten, die Reichen, die Nichtstuer und Effekt-Hascher suchen in ihr Neuheit, Seltsamkeit, Originalität, Verstiegenheit und Anstößigkeit. Seit dem Kubismus, ja schon früher, habe ich selbst all diese Kritiker mit den zahllosen Scherzen zufriedengestellt, die mir einfielen, und die sie umso mehr bewunderten, je weniger sie ihnen verständlich waren. Durch diese Spielerei, die Rätsel und Arabesken, habe ich mich schnell berühmt gemacht. Und der Ruhm bedeutet für den Künstler: Verkauf, Vermögen, Reichtum! Ich bin heute nicht nur berühmt, sondern auch reich. Wenn ich aber allein mit mir bin, kann ich mich nicht als Künstler betrachten im großen Sinn des Wortes. Große Maler waren: Giotto, Tizian, Rembrandt, Goya. Ich bin nur Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat, und alles, was er konnte, herausgeholt hat aus der Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen.”
    — aus —
    (gefunden bei http://www.wgvdl.com/picasso-uber-die-kunst)

    Und noch eine Fundsache zum Thema, ob die Menschen Denken oder eher sich nur Konditionieren („framing“)…
    „Aufgelesen: Die erfolgreichsten Gehirnwäsche-Techniken“
    http://www.youtube.com/watch?v=_fcFQ55xwAY

  3. muktananda13 // 27. Mai 2014 um 17:54 //

    Hallo!

    Es gab nie eine menschliche Gesellschaft, die keine Probleme hatte.
    Warum?

    Weil alle bisherige Gesellschaften nur aus Probleme bestehen, da jeder , welcher Mitglied der Gesellschaft war und ist , auch Probleme ins Rollen bringt.

    Die Menschheit hat nur Probleme, da sie auch verursacht.
    Solange sie gespalten ist- wie bisher- in Gewinnbringende und Gewinn Profitierende , kann das Resultat nur Problem sein.

    Wie man denkt und fühlt, so handelt man. Und wie man handelt, so bekommt man.

    Die Gesellschaft formt sich ununterbrochen, da sie nicht etwas Starres ist- sondern das direkte Resultat der Gesamt- Denkweise aller Beteiligten, aller Menschen. Das Ebnen menschlicher
    Problematik und das Fehlen der Probleme liegt in der Änderung der Denkweise aller Mitglieder der Gesellschaft, die sie also ununterbrochen modellieren, die sie formen – durch Gedanken, Sprache, Gefühl und Handlung.

    DIES ist das „Geheimnis“ der Besserung oder Ebnen menschlicher Probleme.Doch Sturheit kostet und zahlt sich nicht aus.Den Preis kann man weltweit sehen- obwohl in ganz vertieften Sinne es nur förmlich , imaginär, projektionsmäßig – GEDANKLICH, ALSO ZEIT-UND RAUM-BEDINGT ist.

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