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Die Entwürdigung des Wortes

Schnappfisch-1916Am Anfang stand das Wort, steht im Johannes-Evangelium geschrieben. Goethe lässt seinen Faust bereits zweifeln und stellt die Tat an den Anfang. Nun jährte sich die Deutsche Wiedervereinigung zum 25. male und so gab auch unsere politische Führung ihr Bestes.

Ihr Bestes bezog Frau Merkel aber nur auf einen Teil, wenn sie verkündet, dass die Wiedervereinigung nur

möglich wurde, weil die Vereinigten Staaten von Amerika an unserer Seite standen wie kein Zweiter.

Entscheidend ist nicht immer nur der, der zieht, sondern auch der, der loslässt. Eine alte afrikanische Weisheit besagt

das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

In einer Dankesrede den Anteil der damaligen Sowjetunion auszusparen, kommt einer Entwürdigung des Wortes gleich. In dem kürzlich auf dwn erschienenen Beitrag wird dann auch klarer, wie weit bereits das Wort verkommen ist. Dort wird der Vizepräsident der USA – Joe Biden – zitiert, der klar äußert, wie er die EU zu den schädlichen Sanktionen gegen Russland gedrängt hat.

Es ist wohltuend, wenn man liest, dass Wort und Tat zusammenpassend, auch wenn es zum eigenen Schaden gereicht. Gleichwohl umso verwirrender ist es, wenn man abermals die „Worte der EU“ liest, wenn diese auf Bidens Rede wie folgt Antwortet:

Die EU hat autonom und einstimmig die Verhängung der Sanktionen gegen Russland beschlossen.

Ob ihr Entschluss wirklich so autonom war, werden wir sicherlich noch in den nächsten Wochen nachspüren dürfen.

Merkels Worte bekommen aber noch einen ganz anderen Klang, wenn man sich nur auf das „an unserer Seite“ heraus nimmt. Mir dünkt, dass die USA nach wie vor in Deutschland an unserer Seite stehen. Was nicht heißen mag, dass sie auf unserer Seite stehen. Die Wiedervereinigung ist das eine, die Souveränität etwas ganz anderes. So braucht es noch den Akt der Emanzipation, also der Entlassung des Sohns aus der väterlichen Gewalt, bis Deutschland auch seine Souveränität feiern kann.

Manche Wege müssen begangen werden, auch wenn der Weg steinig ist.

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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5 Kommentare zu Die Entwürdigung des Wortes

  1. Die Kongruenz des Tuns ist das Wort.

    Es ist wichtig zu verstehen, warum fast niemand er selbst sein kann, darf, belassen wird.

    Die natürliche Abneigung ist dazu da, um einen Unterschied zu erkennen. Zu erkennen, was du liebst, was du möchtest, wer du bist. Im Rahmen der Interaktion und Kommunikation mit anderen, muß diese natürliche Schranke überwunden werden.

    Gesellschaftlich wird das Bestehen der natürlichen Barriere verstärkt – eine Mauer namens ‚Ekel‘ errichtet. Diese teilt. Befestigt durch eigene Hygienebestimmungen innerhalb der Gruppe wird Aggression statt Kommunikation und Akzeptanz der Vielfalt gefördert.

    • Wie sehr in der Politik das Wort vom Tun abweicht, erkennen immer mehr Menschen. Die Folge ist, dass sich immer mehr von der Politik abwenden, um sich diesen „Ekel“ zu ersparen – denn das Sein finden wir nur in der Kongruenz von Denken und Handeln, vom Wort und Tun.
      Leider überlassen wir damit ein entscheidendes soziales Werkzeug Menschen, denen dieses Sein gleichgültig zu sein scheint, denen Macht wichtiger ist.
      Es zeigt sich immer mehr, dass in einer Demokratie kein anderes Bewusstsein entstehen kann als das gegenwärtige. Ein Gesellschaftssystem, welches auf wackligen Beinen steht, muss unweigerlich über die Steine stolpern, die auf ihrem Weg liegen.

      • Aufklärung, was ein Übermaß an Ekel und Hygiene anrichtet, reicht aus, um die künstliche Mauer (Gehirnschranke!!) durchlässig zu machen. Beispiele gibt es unzählige.

  2. Vermutlich ist die Bibel falsch übersetzt, denn es war wohl erst der Ton, die Schwingung da. Zumindest kann das verwendete aramäische Wort auch so übersetzt werden. Als Physiker komme ich damit mehr in Resonanz 😉

    Was aber sicher nicht Deinen Artikel zu Wort und Tat schmälert. Frau Merkel als auch ihre Politikerfreunde stehen mir schon lange nicht mehr im Wort. Der Orwellsche Neusprech wird mir doch zunehmend auf die Spitze getrieben, so dass bald auch noch der letzte Michel den Ekel verschmecken wird. Und das ist auch gut so, sonst würde sich da wenig ändern können.

    Also: in allem Schlechten leigt auch immer etwas Gutes. In diesem Sinne, lasst uns doch besser über ihr offensichtliches Theater lachen und freuen uns auf die gesellschaftliche Transformation, die immer spürbarer in der Luft liegt 🙂

    Herzliche Grüße
    Martin

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