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Der Wunsch nach Frieden

20150113_1D4_FotoSpaziergangKlaus-5561Kaum ein Wunsch scheint derzeit stärker, als der nach Frieden. Frieden bedingt jedoch auch dessen Schattenseite, den Krieg. Ohne Krieg kann es keinen Frieden geben – der Frieden benötigt für seine Existenz quasi den Krieg. Müssen wir also anders Denken um aus dem natürlichen Wechsel von Krieg und Frieden auszubrechen? Brauchen wir eine andere Denkweise, eine anderer Haltung, um uns nicht immer tiefer in den Gedanken von Krieg und Frieden einzugraben?

Dreht man sich beim Denken immer im Kreise, so hinterlässt man Spuren. Man kennt dieses Phänomen in der Natur bei den Trampelpfaden. Immer mehr gehen auf dem gleichen Pfad und graben sich immer tiefer ein. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, bei dem wir bereits die Oberfläche unterschritten haben und kein Licht mehr sehen. Unser einstiger Trampelpfad wird zum Schützengraben und lässt keine andere Sichtweise mehr zu. Rettung kann dann nur noch von oben kommen. Selbst kommen wir aus der zunehmenden Tiefe nicht mehr heraus.

Was wäre denn eine Alternative?

Um bei dem Bild zu bleiben, wäre die Alternative nicht zulange auf dem gleichen Pfad zu bleiben, sondern seinen Horizont zu erweitern – also in eine Spiralbewegung nach außen zu kommen. Schaffen wir es dann noch, die Außenbewegung nach oben zu richten, also gleichsam nach außen und oben uns aus zu weiten, so bleibt unser Blick frei. Das Außen können wir durch Bildung erreichen, das Oben durch die Haltung, die Meinung anderer zu Respektieren und gleichsam unsere emotionale Seite zu erkunden.

Das Spannende an dieser Alternative ist, dass wir durch die neue Perspektive absolut gesehen zwar mehr Wissen und uns mehr Zusammenhänge klar werden, relativ gesehen jedoch immer weniger Wissen, da wir erst durch den Perspektivenwechsel erkennen, wie viel es noch zu entdecken gibt. Dabei wächst die Erkenntnis des Nicht-Wissens schneller als die des Wissens – daher die Zunahme des relativen Wissens. Alles also nur eine Sache der Perspektive! Diese Perspektive bietet unser aktuelles Bildungssystem mit der einen BildungsRichtung jedoch nicht – diese Art der Bildung ist mehr eine EinBildung.

Wie wichtig ein solcher Perspektivenwechsel geworden ist, möchte ich an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen. Zum Unwort des Jahres 2014 wurde „Lügenpresse“ gewählt. Die meisten Vorschläge hat das Wort „Putinversteher“ erhalten. Die Begründung für die Wahl der „Lügenpresse“ war die, dass damit ein Pauschalurteil getroffen wird. Diese Begründung würde auch gut auf den „Putinversteher“ passen. Gleichsam beider Wörter ist, dass diese Trennend wirken, somit Kinder der Strategie des Teile-und-Herrsche sind. Das Trennende ist jedoch ein Konstrukt unserer Gedanken-Welt, die Natur geht den Ansatz des Verbindenden und hat damit deutlich mehr Erfolg.

Kommen wir zum Thema Frieden zurück.
Die Ukrainekrise hat uns vor Augen geführt, dass der Krieg auch wieder vor unserer eigenen Haustüre stehen kann und nicht nur in „schön“ dargestellten Bildern im Fernsehen sichtbar wird. Da die entscheidenden Mächte Russland und die USA beides Atommächte sind und wir dem Ausgang eines Atomkriegs ohnmächtig gegenüber stehen, greift auch nicht mehr die Angst, die in einem konventionellen Krieg vorhanden ist. So unfassbar groß ist das Ausmaß eines Atomkriegs, das die Angst dieses nicht mehr zu fassen vermag. Zur Überwindung der Ohnmacht braucht es eine andere Sichtweise.

Der Natur ist es letztendlich gleichgültig ob ein finaler Krieg atomar geführt wird oder nicht. Die Natur nimmt das was da ist und arbeitet mit diesem. Da die Mutationen nach einer atomaren Verseuchung zunehmen, kann die Evolution sogar schneller voranschreiten und – mit den passenden Kombinationen – sogar einen neuen Organismus kreieren, der weniger von Macht und Gier durchzogen ist, als wir es heute sind.

Auch die Bodenschätze dürften nur sehr gering von einer atomaren Verseuchung betroffen sein. Was für Potenziale mögen sich ergeben, wenn man angesichts der reichen Bodenschätze in Eurasien dem Denken des Teile-und-Herrsche verfällt und die Menschen dabei vergisst?

Es wird höchste Zeit, die Perspektive zu Wechseln. Der erste Schritt dazu wäre den eingetretenen Pfad des Teile-und-Herrsche zu verlassen. Am einfachsten für einen selbst ist es, auf Brot-und-Spiele zu verzichten, um die Trägheit zu überwinden. Auch die Leitmedien könnten diesen Perspektivenwechsel unterstützen, in dem sie das Verbindende im dem vermeidlich Trennenden herausarbeiten. Damit würden Sie aktiv zu einer verwandelten Haltung beitragen, die das Gemeinsame sucht und das Trennende vermeidet. Statt dem Wunsch nach Frieden könnte dann der Wunsch nach bedingungsloser Liebe stehen.

Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird.
(Antoine de Saint-Exupéry)

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2 Kommentare zu Der Wunsch nach Frieden

  1. Warum Krieg und Frieden untrennbar miteinander verbunden sind und das eine in das andere greift, lässt sich gut an dem Zitat von Herrmann Göring nachvollziehen:

    „Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg. Warum sollte auch
    irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen
    wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, daß er mit
    heilen Knochen zurückkommt? Natürlich, das einfache Volk will keinen
    Krieg; weder in Rußland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso
    wenig in Deutschland. Das ist klar.

    Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik
    bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu
    bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische
    Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt.
    (…)

    Das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden,
    den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht
    nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den
    Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten,
    sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem
    Land.“

    Der Ruf nach Friede ist demnach ein leiser Ruf, wenn das Volk in Angst versetzt wird. Nur ein Perspektivenwechsel bewahrt uns vor einer Reflexreaktion, wie schon zu oft praktiziert!

  2. Ein Freund hat mir zu diesem Beitrag folgende Mail geschrieben:

    Vielen Dank.
    Gespickt mit tausend Gedanken und Ideen.
    Aber ob es wirklich ‚Ohne Krieg kann es keinen Frieden geben kann‘ muss ich mir nochmal genau überlegen.

    Da mir der Perspektivenwechsel – und das damit verbundene um-denken – so wichtig ist, hier noch eine kurze DenkHilfe:
    aus der Neurobiologie kennen wir die Center-Surround-Architektur innerhalb der Kohonen-Schicht. Um es nicht komplizierter zu machen, als es ist, hier nur eine Kurzerklärung.
    Nehmen wir eine Information wahr und dekodieren diese – suchen also in unseren Neuronen nach dessen Repräsentation (z.B. der von Frieden), so sorgt unsere neuronale Struktur dafür, dass wir auch die umliegenden Neuronen aktivieren (sog. Spot-Aktivierung). In den umliegenden Neuronen sind diejenigen Informationen gespeichert, die mit der eigentlichen Information (hier also „Frieden“) mit codiert sind. Unweigerlich aktivieren wir so auch „Krieg“. Unser Unterbewusstsein ist also bei dem Gedanken von „Frieden“ auch längst mit dem Gedanken von „Krieg“ befasst. Es geht nicht ohne, da diese beiden eng verknüpft sind. Unweigerlich beziehen wir also bei dem Gedanken an „Friede“ auch den von „Krieg“ mit ein.

    Anders bei dem Vorschlag der „bedingungslosen Liebe“. Diese kennt keinen (negativen) Gegenpart. Die Liebe kennt zwar den Hass, dass kommt aber daher, dass wir Liebe gerne an Bedingungen knüpfen – werden diese Bedingungen (Wünsche) nicht erfüllt, schlägt die Liebe in Hass um. Es sind aber die Bedingungen die dem Hass die Tür öffnen, ohne Bedingung hat der Hass keinen Boden auf dem er sich entfalten kann.

    Aber das ist schon fast ein eigener Beitrag wert, der sicherlich irgendwann auch mal reif ist, geschrieben zu werden…

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  1. News 15.01. 2015 |

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