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Drohne von US-Bezirksgericht schuldig gesprochen

Schnappfisch-7360Über ein Jahr ist es her, als eine US-Drohne in eine Hochzeitsgesellschaft in Jemen mehr als 15 Menschenleben kostete. Nun hat ein Bezirksgericht in Kalifornien die Drohne für schuldig gesprochen. Aber der Reihe nach…

Was war passiert?

Anhand der Protokolle konnte zwar nachgewiesen werden, dass der Operator die US-Drohne von der Ramstein Air Base aus kontrollierte. Es fehlte jedoch das Indiz, dass der Operator die Drohne bis zum Ende der Mission – welche von US-Präsident Obama autorisiert wurde – steuerte. Aus der Untersuchung geht nun hervor, dass der Operator mindestens fünf Minuten vor der Detonation die Drohne in den sogenannten ‚autonomen Modus‘ schaltete. „In diesem Modus steuert die Drohne sämtliche Entscheidungen selbst“, so ein hochrangiger Offizier, „die Drohne ist sogar in der Lage sich ein neues Ziel zu suchen.“ Laut der noch nicht schriftlich vorliegenden Urteilsbegründung ist genau dieser Fall eingetreten, die Drohne wich von dem ursprünglichem Ziel ab.

Der Hochzeitsgesellschaft wird dieses Urteil nichts mehr nutzen.

Für die überlebenden der Hochzeitsgesellschaft ist dies nur ein symbolischer „Sieg“, da die Drohne bereits knapp vier Monate nach dem Unglück abstürzte. Stellvertretend für die Drohne soll nun ein ausgemustertes Modell gleicher Baureihe lebenslänglich in ein kalifornisches US-Gefängnis überführt werden. „Es sei zwar nur ein symbolischer Akt, dieser jedoch der erste in ihrer Art“, so ein Beobachter des Prozesses.

Wie konnte es dazu kommen?

Einige kritische Stimmen wurden nach der Urteilsverkündigung laut: „wie kann man eine Maschine dafür verantwortlich machen?“, so ein berechtigter Einwand.
Nicht erst seitdem Deep Blue 1996 den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow besiegte, ist die Frage nach den Zielen der Künstlichen Intelligenz (KI) Gesprächsthema. Seit diesem Ereignis vor knapp 20 Jahren wurde ein förmlicher Forschungsboom ausgelöst. Herbert M. vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) spricht von der „Wiederentdeckung der KI […] mit ungeahnten Möglichkeiten.“ und weiter „noch nie waren die Möglichkeiten so weitreichend wie heute.“

Diese Einschätzung teilt auch zuletzt Stephen Hawking, jedoch nicht dessen Euphorie, wenn er sagt: „Eine Künstliche Intelligenz erfolgreich in Gang zu setzen wäre das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte. Bedauerlicherweise könnte es auch das letzte sein, solange wir nicht lernen, wie man die damit verbundenen Risiken vermeidet.“ Die Angst, die den wohl bekanntesten Physiker unserer Welt umtreibt, ist die Angst vor der technologischen Singularität. Mit diesem Begriff bezeichnen die Trendforscher und Futurologen den Augenblick, ab dem eine Maschine sich selbst verbessern kann und ihre Leistungsfähigkeit exponentiell wächst.

Namhafte Zukunftsforscher beruhigen

Ray Kurzweil, der momentan bei Google Leiter der technischen Entwicklung ist, lenkt den Fokus auf die Chancen. Das Urteil sei zwar ein historischer Moment, jedoch wären wir weit davon entfernt, dass sich Maschinen dahingehend selbst verbessern können, um dem Menschen ebenbürtig zu sein. Kurzweil schätzt, dass es mindestens noch 5-10 Jahre intensive Forschungsarbeit benötigt, um überhaupt von exponentiellem Wachstum sprechen zu können.

Menschen verunsichert

Nicht wenige, die in den USA den Prozess verfolgt haben, erinnern sich an HAL9000 aus „2001: Odysee im Weltraum“ oder an die Terminator-Serie. „Dies ist eine völlig überzogene Angst“, so Herbert M. vom DFKI, „das Urteil stellt ja nur die Schuld fest und trifft keine moralische Aussage. In den besagten Filmen handeln die Roboter völlig autonom.“

Kein Einzelfall

Da der versehentliche Abschuss von Zivilisten durch US-Drohnen kein Einzelfall ist, sorgt die US-Administration bereits vor. Noch in diesem Jahr wird ein neues Gefängnis gebaut, welchen den Anforderungen der US-Kampfmittel gerecht wird. Durch den Neubau können langfristig Kosten gespart werden. „Durch die Konzeption des Gefängnisses als Museum, werden die laufenden Kosten alleine durch die Eintrittsgelder getragen.“, so der private Betreiber des Gefängnisses.

Meine persönliche Einschätzung

Ich selbst bin mir noch nicht so recht im Klaren, was ich davon halten soll. Es war absehbar, dass irgendwann die Frage nach der Verantwortlichkeit entschieden werden muss. Welche Folgen aus diesem Urteil abzuleiten sind, sind derzeit offen…
Eines lässt mich jedoch hoffen – es ist die Hoffnung nicht alles, was technisch möglich ist dazu nutzen, um andere Menschen zu töten. So wird diese Geschichte vielleicht einmal Wirklichkeit oder vielleicht auch nicht, denn derzeit ist sie nur Fiktion und reiht sich in die Geschichten vieler ein.

Alles was technisch möglich ist, wird getan.
Der Mensch ist dabei nur eine Unbekannte in der Gleichung,
die es aufzulösen gilt.
(StaatsZeuge)

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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10 Kommentare zu Drohne von US-Bezirksgericht schuldig gesprochen

  1. Argonautiker // 22. April 2015 um 10:42 //

    Guter Artikel.

    Perverser geht wohl irgendwie immer. Eine Drohne muß ins Gefängnis. Wenn ich demnächst wegen falsch parkens ein Knöllchen kriege, lasse ich das dann auch mein Auto bezahlen. Sollen sie doch sehen, wie sie von dem ihr Geld kriegen. Ich kann nichts dafür.

    Aber leider ist das das Prinzip derer geworden, die in verantwortlichen Positionen sitzen. Da wird die Verantwortung nur noch delegiert anstatt sie zu tragen, dazu ist man meist auch noch herrlich mit Immunität abgesichert.

    Ich habe nur meine Pflicht als Träger meines Amtes getan, sagte das arme bürokratische Männchen Adolf Eichmann in seinem Prozess, der mit seiner Unterschrift viele Hunderttausende in den Tod schickte.

    Ich könnte kotzen.

    Schönen Gruß

    • Lieber Argonautiker, wenn Dein Auto genügend „Fahrer-Assistenz“ drin hat, könnte das mit dem Knöllchen gelingen. Sobald das Auto selbständig einen Parkplatz sucht und einparkt (das kann es ja schon) bist Du fein raus.
      Es wird dann aber so sein, dass beim nächsten TÜV dein Auto blechen muss 😉

      Lieben Gruß zurück… und wie Sie wissen, war doch alles nur Spass 🙂

    • …wir haben sogar ein „Drohnen Desaster“, nennt sich dann Euro Hawk – nicht zu verwechseln mit dem anderen Desaster, dass sich nur Euro nennt und mit EUR abgekürzt wird.

      Deine Drohnen sind mir aber die liebsten, da diese für das hier verantwortlich sind!

  2. Die US Regierung hat den Auftrag gegeben und in Folge gehört selbige vor Gericht und bestraft.

    • Faktisch haben Sie ja Recht, aber wenn man den Zirkusdirektor einsperrt wäre doch der Zirkus zu Ende.
      Auf kurz oder lang würde es den Menschen dann doch langweilig werden ganz ohne Brot-und-Spiele, womöglich würden sie sich dann noch mit ihrer Bewusstseinserweiterung befassen. Eine schreckliche Vorstellung 😉

  3. Ein weiteres Beispiel.Vor einigen Tagen sollte in Georgia USA eine Frau hingerichtet werden,lt.Urteils Begründung hatte sie ihren Mann ermorden lassen,sie wollte in den Besitz der Zahlung seiner Lebensvericherung gelangen,dass Gericht hatte sie laut Begründung,“sie habe aus niederen Werten gehandelt“zum Tote verurteilt.
    Frage, handelt nicht die US ReGierung auch aus niederen Werten,wenn sie mit Morden durch Drohnen Menschen töten lässt ?
    http://www.us-politik.ch/ es gibt viel zu lesen.

  4. Mitteldeutscher // 23. April 2015 um 9:28 //

    Bin hier zum ersten Mal, deshalb muss ich fragen:
    Scherz ala Postillon oder qpress oder doch wahr?
    Wenn wahr, dann nehm ich ’n Strick, geh ins Wasser und erschieß mich.

    • Damit Du nicht baden gehen musst, habe ich das „Satire“-Tag zum Freund.
      Ich muss jedoch gestehen, dass ich oft der Zeit etwas voraus bin – so möchte ich nicht meine Hand ins Feuer legen, was die nächste Zukunft anbelangt. Wenn es dann so sein soll, hole ich den Beitrag nochmals hoch und entferne das Tag…

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