Kommunikation und seine (Irr-)Wege
Das Kommunikation der soziale Schlüssel von Lebewesen ist, ist nichts Neues. Speziell der Mensch hat die Kommunikation so perfektioniert, dass er mit diesem Werkzeug Erfahrungen teilen kann, die jenseits der Wahrnehmung liegen.
Wenn sich Menschen über die wahrgenommene Realität unterhalten, so erfolgt dies über Kommunikation – bei anderen Lebewesen nicht anders. Der wissenschaftliche Prozess dahinter, folgt folgendem Muster:
- Injunktion / Vermuten
- Konjunktion / Erkennen
- Bestätigen
Im ersten Schritt – der Injunktion – stellen wir uns bereits die Frage, wie wir unsere Vermutung bestätigen können. Als simples Beispiel wollen wir prüfen, ob es regnet. Wir stellen uns die Frage, wie wir die Vermutung bestätigen können z.B. in der Art: „Gehe zum Fenster und schaue hinaus“. Die Injunktion folgt somit dem Muster „Wenn Du etwas wissen willst, dann tue das…“. Damit wir sicher sein können, dass das, was wir erkennen, auch wirklich Regen ist, müssen wir wissen, welche Eigenschaften Regen von Sonnenschein, Hagel, Schnee etc. unterscheidet. Anhand der Eigenschaften können wir nun prüfen, ob das, was wir sehen auch Regen ist. Wir sind beim zweiten Schritt, dem Verbinden von gesehenem und erlerntem – der Konjunktion -, oder allgemeiner beim Einleuchten oder Erkennen angelangt. Gehen wir dann raus vor die Tür, folgt die Bestätigung.
Wir könnten unser gesehenes auch empirisch absichern, in dem wir jemand anderen bitten ebenfalls aus dem Fenster zu sehen und ihn fragen, ob er auch Regen sieht.
Ein anderes Beispiel zur Verdeutlichung. Wir wollen Bärlauch sammeln. Zuerst müssen wir uns auf machen, den geeigneten Ort zu finden, in dem der Bärlauch wächst (1. Schritt). Dort angekommen müssen wir nun prüfen, ob es sich auch um Bärlauch handelt und nicht um Maiglöckchen (2. Schritt). Denn tun wir dies nicht, so führt diese Verwechslung möglicherweise zu einer tödlichen Vergiftung. Entweder haben wir ein Pflanzenbuch zur Hand, um an den Unterschieden zu erkennen, ob es sich um Bärlauch oder Maiglöckchen handelt – oder aber ein Pflanzenkundiger ist unter uns, der zweifelsfrei die Art bestimmen kann (3. Schritt). Spätestens nach dem Verzehr des Bärlauchs folgt auch ohne pflanzenkundigem die Bestätigung. Das Beispiel könnte man mit Pilzen fortsetzen. Die drei Schritte sollten anhand der Beispiele klar geworden sein.
Wenn es bei der Kommunikation um die Wahrnehmung geht, hat diese immer auch einen Abgleich mit der Realität zu tun. Nun gibt es aber mehrere Ebenen der Wahrnehmung und hier kommt es zu den entsprechenden Irrwegen. Solange wir uns noch über physische Dinge unterhalten können und diese auch noch in einem gemeinsam geprägten Kulturraum tun, so findet die Kommunikation im Wesentlichen reibungsfrei statt. Sind die Dinge jedoch kulturell unterschiedlich belegt, so wird es schon komplizierter mit der Kommunikation. So kann es bei der Verwendung von einem Werkzeug durch aus zu dem Impuls kommen „Das macht man nicht!“.
Wenn wir aber die Ebene der physischen Dinge verlassen und zu Emotionen kommen, dann differiert das Bild bereits. Einige Emotionen wie Freude, Wut, Angst oder Traurigkeit sind dabei so tief in uns verankert, dass wir aus dem Bauch heraus diese erkennen können und angemessen reagieren. Weniger klar erkennbar sind Gefühle wie Gräuel, Neid, Missgunst etc.
Fehlt uns hier die Basis des Erkennens, verlassen wir uns also hier ausschließlich auf unser Bauchgefühl, so kommt es nicht zu selten zu Missverständnissen der Art: „Du bist…“. Sind uns jedoch die Merkmale einzelner Emotionen klar bewusst, so können wir anhand dieser – und mit weiteren Rückfragen zur Klärung – den Gefühlszustand klarer fassen. Das setzt aber voraus, dass wir uns eingehend mit unseren eigenen Emotion auseinandergesetzt haben.
Ähnlich sieht es in der Welt der Düfte und Geschmäcker aus, was man leicht bei einer Weinprobe und anschließender Diskussion überprüfen kann…
Eine weitere Stufe der Komplexität erreichen wir bei der Kommunikation dann, wenn wir das Feinstoffliche betrachten. Wenn wir uns über höhere Bewusstseinszustände austauschen. Haben wir uns damit noch nicht ausreichend auseinandergesetzt, so ist es für uns völlig unverständlich wenn jemand von „Leere“ spricht. Diesen Zustand setzen wir unweigerlich mit dem in Bezug, was wir bereits kennen, z.B. mit Vakuum. Dabei kommt uns dann eher in den Sinn, wie wir in dieser Leere atmen können, ist dort doch keine Luft. Der Irrweg ist dann zwangsweise vorgezeichnet.
Eine zentrale Feststellung: solange die Kommunikationspartner nicht auf der gleichen Stufe der Erkenntnis angelangt sind, ist die Kommunikation auf einer der höheren Ebenen von unzähligen Missverständnissen und Irrwegen gekennzeichnet.
Wie kommt man – zu einem späteren Zeitpunkt – zu einer gelungenen Kommunikation?
Zum einen dadurch, dass der, der bereits die höhere Erkenntnis-Stufe transzendiert hat, Hilfestellung gibt, wie der Kommunikationspartner auch dort hin gelangen kann – statt den Anderen als Unwissend oder gar Dumm stehen zu lassen.
Auf der anderen Seite das derjenige, der diese Stufe noch nicht erreicht hat, offen für die Argumente ist, statt sich auf sein Bauchgefühl zurück zu ziehen und den anderen als Besserwisser oder x-Versteher abzutun.
Damit dieses Miteinander gelingen kann, ist es wichtig zu erkennen, dass sich der Grad der Erkenntnis auf mehreren Ebenen aufschwingt – genauer: transzendiert. Konkret bedeutet dies, dass wir mit unserem in der Schule erworbenem Wissen noch lange nicht an dem Punkt angelangt sind, alles zu Wissen. Im besten Fall haben wir die wissenschaftliche Methodik gelernt, wie wir selbst uns auf die Suche begeben können, die Ebenen der Erkenntnis hinauf zu steigen – so weit zumindest, bis wir uns von unserem EGO gelöst haben…
Denken ist das Eigentum einzig jener, die es unterhalten können.
(Emerson)