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Wer gewinnt, wenn alle verlieren?

Prolog: Schafft man es, in Zeiten des Umbruchs etwas Abstand zu gewinnen, so werden die Mechanismen hinter den Alltäglichkeiten klarer. Dank Urlaub ohne Medienpropaganda, dafür aber um so mehr Sand, Muscheln, Wind und Meer wurden meine Gedanken wieder klarer.

Kommen wir zum großen Bild: unsere Gesellschaft steht vor einer unglaublichen Zerreißprobe. Die Umverteilung von arm nach reich steht kurz vor seinem Maximum. Es stellt sich die Frage, wer gewinnt, wenn alle verlieren? Sind die wenigen Mega-Reichen dann die Gewinner? Können sich diese über ihren Reichtum noch freuen? Finden sie genügend Menschen, die sich zur einzigen Lebensaufgabe machen, deren Reichtum zu verteidigen?
Gehen wir einen Schritt zurück, wie kommt es zu diesem unersättlichen Streben nach Reichtum und Macht?

Hilfreich erscheint mir, das große Bild zum kleinen Bild zu machen – das aber so nahe bei uns ist, dass uns der Mechanismus klar wird: kommen wir zur Erziehung unserer Kinder!

Wer kennt nicht die Streitigkeiten unter Geschwistern? Auch wer keine Kinder hat oder als Einzelkind groß geworden ist, kann sich durch vielfältige Beobachtungen anderer Kinder ein Bild davon machen. Das Muster ist oftmals das Gleiche. Ein Kind möchte etwas, das das andere Kind hat – ganz egoistisch und eigennützig. Durch die Interaktion ergibt sich über die Zeit auch ausgefallenere Methoden, sein Ziel zu erreichen. Besonders beliebt ist es, die Schuld für den Streit auf seine Geschwister zu schieben, so werden diese durch die Eltern gemaßregelt und zukünftig fällt es leichter, seinen Willen durch zu setzen. Besonders beliebt ist auch der vehemente Versuch, seinen Willen durch Schreien, Schlagen etc. Ausdruck zu verleihen.

Entscheidend dabei ist, wie wir als Eltern darauf reagieren, denn für die Kinder ist dieses Verhalten ein Lernumfeld für die Zukunft. Greifen wir möglichst wenig ein, so regeln die Kinder unter sich die wesentlichen Dinge: ihre Lösung findet dann meistens den Weg der Kooperation. Greifen wir jedoch (verfrüht) ein, so ist das Lernziel unter Umständen ein gänzlich anderes: über täuschen und tarnen kommen wir zur Strategie der Konfrontation. Viele Regeln und Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft gehen den gleichen Weg: belohnt wird der Egoismus, der Sieg des Einzelnen. Die Grundlagen dafür legen wir bereits in der Bildung. So ist Bildung zu Recht ein Spiegel unserer Gesellschaft!

Welcher Mechanismus steckt hinter diesem Verhalten?

Wir tragen in uns nicht nur die Zukunft, sondern im Gepäck auch unsere Vergangenheit. Ein solches Stück Vergangenheit ist unter dem Namen Amygdala (Mandelkern, die Schaltstelle unserer Emotionen) bekannt. Diese sorgt unter gewissen Situationen dafür, dass unser Blick eingeschränkt wird, unser Körper unter Anspannung steht – das berühmte Beispiel mit dem Säbelzahntiger. Der Säbelzahntiger ist zwar längst ausgestorben, unser Verhaltensmechanismus aber nicht. Innerhalb von diesem Mechanismus schalten wir unser Umfeld fast vollständig aus, alles ist nur auf das eine Ziel ausgerichtet, dafür aber mit aller Intensität unseres Daseins. Mathematisch würde man von der Suche nach einem lokalen Maximum sprechen. Lässt die Droge wieder nach (denn nichts anderes produziert in diesem Augenblick unser Körper), können wir dieses Ereignis für die Zukunft verarbeiten. Wurde von außen nun entsprechend Einfluss genommen, so wird das Lernergebnis auch entsprechend beeinflusst. Ob dann das gewünschte Ergebnis erzielt wird, darf durch unsere einseitig wertenden westlichen Werte bezweifelt werden!

Epilog: Um im obigen mathematischen Bild zu bleiben, gleicht das zielführende gesellschaftliche Leben der Suche nach einem globalen Maximum. Dieses finden wir aber nur durch Kooperation. Wie lange es noch dauern wird, bis wir aus unseren unzähligen Gesellschafts-Experimenten dieses Ziel gefunden haben, wissen wir erst aus der Rückschau. Hier und heute wissen wir nur, wie es nicht geht, welche schädlichen Einflüsse das Ziel verhindern. Auch wenn manche Utopien uns weiß machen möchten, bereits die Lösung gefunden zu haben, so sind diese lediglich Irrlichter auf unserem Weg. Der konsequenteste Weg zum Ziel führt uns daher über den (vermeidlichen) Umweg das zu (ver-)meiden, was uns schadet!

Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann,
wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
sondern, wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
(Antoine de Saint Exupéry)

Über Ro!and (409 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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2 Kommentare zu Wer gewinnt, wenn alle verlieren?

  1. Wenn alle verlieren würden, würde es nicht so laufen in der Welt, wie es läuft.
    Die Hochfinanz und auch ihre Jünger hierzulande haben ganz sicher ihre sicheren Plätzchen, von wo sie dem angerichteten „Weltuntergang“ mit einem wohligen schauer zusehen können. Da mache ich mir gar keine Sorgen.
    Einfach mal etwas die Geschichte ansehen!

    OT:
    Der NSU mordert wieder!
    http://www.bild.de/regional/koeln/koeln/unternehmer-in-keupstrasse-getoetet-42445882.bild.html

    • Gewiss können die Menschen, die der Hochfinanz angehören, gut mit Geld umgehen um ihre Zwecke zu erreichen. Wo ich aber meine Zweifel habe, dass besagte Menschen aus einem Samen eine Pflanze ziehen können. Immer nur von Astronautennahrung sich zu ernähren, würde ich nicht als Gewinn bezeichnen. Unterm Strich glaube ich nicht, auch wenn ich „etwas Geschichte ansehe“, dass es bei diesem „Finale“ Gewinner gibt, die sich auf vermeidlich sicheren Plätzen ausruhen können.

      Man sollte die Geschichte der Menschen nicht überstrapazieren. Gewiss lässt ein konstruktiver Blick auf die Geschichte einige plausible Ereignisse für die Zukunft „vorhersehen“. Viel lieber wäre mir aber, man würde sich von der Geschichte lösen um Raum für neues zu bekommen. Raum meint damit nicht Fläche, denn dann wären wir ja wieder bei der Geschichte, sondern DenkRaum für Neues Denken – kybernetisches Denken z.B.

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