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Der Mensch, ein faszinierendes Wesen – der Schale dritter Teil

Personen_freestyle2War der erste Teil noch sehr seiner Trennung bewusst, führte der zweite Teil bereits zu einem Wechselspiel, jedoch immer noch der Isolation von Herz und Verstand bewusst. Nun im dritten Teil kommen wir zum WesensKern, was uns Menschen auszeichnet – wir aber durchaus auch bei anderen Wesen annehmen dürfen. Da auch dieser Text auf meinen Wahrnehmungen und Erfahrungen beruht, und diese vermutlich von denen anderer abweichen, möchte ich vorausschicken, dass es bei diesem Beitrag nicht um ein Meinungsdiktat geht. Dies scheint mir notwendig, da die Veröffentlichung auf anderen Blogs diese Texte nicht mit der Achtsamkeit behandeln, die ich mir gewünscht hätte. Haarspaltereien führen nur selten zum Dialog und damit zu einer vertiefenden Erkenntnis, sondern zeigen nur auf, wie sehr das EGO bereits Bremsklotz und damit für umfassendere Sichtweisen verschlossen ist. Da mag man sich auch noch so sehr als „Philosoph“ ausgeben.

Dies nur vorneweg, nun aber zum eigentlichen Beitrag.

Wieso drei Teile, wenn doch in diesem der WesensKern erst ersichtlich wird?

Diese Frage ist berechtigt. Verführt unser Art des Denkens doch, direkt zur Sache zu kommen. Ohne Umwege zum Ziel. Das ist doch effizient, also wirtschaftlich! Das mag so sein, jedoch ist es nicht effektiv und somit wirksam! Es bedarf des Weges, um ans Ziel zu gelangen. Abkürzungen mögen für den von Interesse sein, der glaubt bereits alles zu wissen. Aber auch das ist ein Irrglaube, wie ich noch aufzeigen werde.

Waren die ersten Teile noch sehr nah an dem, was unsere westlichen Werte vermitteln, so verlassen wir nun den sicheren Hafen. Es war jedoch notwendig diese Schritte zu gehen, um hinreichende Erfahrungen zu vermitteln. Wollen wir z.B. Ordnung in der Wohnung halten, so hilft es uns am Anfang einen festen Zeitplan einzuhalten. Dieser Zeitplan gibt uns z.B. vor, dass wir immer um 8:00 bis 8:30 Uhr aufräumen (gerne können Sie aufräumen durch irgendwelche anderen Tätigkeiten ersetzten, z.B. Fitness). Irgendwann sind Wille und die Bereitschaft gefestigt genug, dass wir uns von dem starren Zeitplan lösen können. Vielleicht sogar soweit, dass wir unsere Tätigkeit nicht zu einem Zeitpunkt machen, sondern über den Tag verteilt im Wechsel mit anderen Tätigkeiten – hier sind wir in etwa bei dem zweiten Teil des Beitrags angekommen. Im dritten Teil geht es darum zu verstehen, was den Nutzen dieser Tätigkeit ausmacht – hier das Aufräumen – ist. Wir haben Ordnung in unserer Wohnung und können damit andere Dinge viel fließender ausführen oder anders gesagt, wir haben eine geordnete Umgebung für unser SEIN, dass nicht bei jedem Schritt über irgendetwas anderes stolpert (unser EGO). Dann wird Aufräumen zur inneren Haltung und geschieht im Fluss mit den anderen Dingen. Quasi beim Vorübergehen nehmen wir den Müll mit und werfen diesen in den Mülleimer.

Nicht viel anders ist es mit unserem WesensKern. Anfangs noch als getrennte Einheiten wahrgenommen, in einem Wechselspiel zwischen Herz und Verstand, bei dem mal der eine, mal der andere die Oberhand behält, fließen diese immer mehr ineinander. Wird dieser Fluss so schnell und gleichförmig, so verschwimmen die Grenzen und es kommt zur Einheit. Man mag sich das wie einen Kreisel vorstellen – eine Hälfte schwarz, die andere weiß. Dreht man diesen Kreisel schnell genug, so verschwindet die Trennung und es gibt nur noch ein Grau.

Dies erfordert jedoch die Akzeptanz beider. Wird Herz oder Verstand unterdrückt. Wird einer von beiden zum Oberen erkoren, so bleiben beide getrennt. In steten Fluss kommen beide erst durch ihre Gleichberechtigung. Um dies zu erkennen bedarf, es der Überwindung eines Paradoxon, denn das Erkennen setzt eine höhere Bewusstseinsebene voraus, dessen Manifestation jedoch tiefer stattfindet. Anders gesagt, muss ich zum Erkennen einen Schritt zurück gehen, um das Ganze zu sehen. Dieses Ganze findet aber auf einer viel tieferen Ebene statt, als das bisher erkannte – es ist näher am WesensKern des Menschen.

Jetzt wird es noch etwas komplizierter – aber nur für mich, es in Worte zu fassen. Um diesen Weg zum WesensKern zu finden reicht das „Ich“ nicht mehr aus. Es ist kein erfolgversprechender Weg, sich über Jahre in eine Höhle zurückzuziehen (was scheinbar viele östliche Weise gemacht haben), um dann erleuchtet zurückzukommen. Das was sich in der Isolation häufig nährt ist das EGO, nicht das SEIN. Das ist auch eines der Probleme bei Depressionen. Man zieht sich unweigerlich zurück und läuft damit jedoch Gefahr, nur noch tiefer in seinen Depressionen zu versinken. Der Verstand mag einem sagen: „da draußen ist es noch viel schlimmer“. Ja, zur Zeit begegnet man vielen „Zombies“ auf der Straße deren Augen nicht mehr leuchten. Aber es gibt immer noch genügend Menschen, mit denen es sich zu verbinden lohnt. Viele die ich kenne sind übrigens in Hartz IV (kurz H IV) – aber das nur so am Rande.

Das Internet mit seinen Möglichkeiten ist dabei nur ein ScheinWeg, der oft in die Irre führt. Es ist die Begegnung mit dem ganzen Menschen, die das ICH mit dem DU verbindet und zum SEIN führt. Ist der Mensch gefunden, so kann Technologie verbinden, aber nie die direkte Begegnung ersetzen!

Da mir dies so wichtig ist, sich mit anderen Menschen zu verbinden, noch ein Beispiel. Beim Aikido – einer modernen, defensiven japanischen Kampfkunst -, dessen Inhalte sich durch die Worte Ai = Harmonie, Ki = (Lebens-)Energie und Do = Lebensweg bereits umreißen lässt, ist der Partner ein zentrales Element. Wie Zentral, wird einem erst klar, wenn man selbst Aikido praktiziert. Im ständigen Rollenwechsel zwischen Angreifer (= Tori) und Verteidiger (= Uke) beginnt Aikido zu fließen. Dabei ist ein guter Angreifer einer, der auch den Schlag durchzieht und nicht stoppt. Dann erst kann der Verteidiger die Kraft des Angreifers für sich nutzen. Gibt der Partner keine Energie frei, kann kein Aikido entstehen. Erst im Fluss zwischen Tori und Uke entsteht das Wechselspiel.

Zum Abschluss ist mir noch eines wichtig: die Vorstellung des Erleuchteten.

Oftmals findet man in der Literatur, aber auch im Netz immer wieder den Begriff des „Erleuchteten“. Jemand, der also bis zu seinem WesensKern vorgedrungen ist, in dem Alles ist. Sämtliche Dualität sich auflöst. Nicht wenige hören dann an diesem Punkt auf, denn es gibt ja nichts mehr darüber hinaus. Die Weisheit ist am Ende angelangt und man darf jetzt seine Weisheit kundtun.

Mir scheint, dass auch das ein Irrweg ist, wie es so viele im Leben gibt. Vielmehr ist dieses „Erleuchten“ ein Lichtblitz, der einem widerfährt: ein Heureka! Er steht erst als Anfang eines Weges, aber nicht als dessen Ende! Der Lichtblitz zeigt mir die Richtung – ähnlich der Funktion eines Kompasses. Es liegt aber an mir, mich auf diesem Weg ewig fortzubewegen. Ein Weg ohne Ende, dafür aber in Harmonie mit mir SELBST. Dazu braucht es aber nicht nur des ICHs sondern auch des DUs.

Anders erklärt. Wenn wir etwas lernen, entstehen neuronale Verbindungen in unserem Gehirn, welche das Neugelernte mit dem Bestehenden verbinden, sodass es zukünftig abgerufen werden kann. Nie entsteht etwas isoliertes – also eine Insel, denn wie sollte dort auch je ein Nervenimpuls ankommen? Dieses Isolierte können wir gut mit dem Bild der Höhle gleichsetzen, das vornehmlich unser EGO nährt. Nun ist also eine neue neuronale Verbindung angelegt, was viele mit der „Erleuchtung“ gleichsetzen, jedoch nur ein Lichtblitz ist. Arbeitet man stetig weiter an dem Punkt, so wird nämlich die neuronale Verbindung mächtiger – die Stelle, an denen die Synapsen sich verbinden, wachsen die Verbindungsflächen und damit das Aktionspotential. Bevor es nun doch zu wissenschaftlich wird, höre ich an dieser Stelle auf.

Das was hängen bleiben sollte ist jedoch das Bild des nie endenden Wachstums. Und dies geschieht am Besten, wenn man in Dialog mit anderen Menschen kommt und nicht auf seiner Erkenntnis-Insel hocken bleibt und von dort aus die Welt betrachtet.

Es ist vom Menschen lang verkannt,
was er vermögen könnt im Bund.

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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2 Kommentare zu Der Mensch, ein faszinierendes Wesen – der Schale dritter Teil

  1. Little Louis // 14. Oktober 2015 um 23:33 //

    Lieber Roland!

    Vielleicht sollte er sein Aktionspotential zunächst mal darauf ansetzen, ein uns alle beeindruckendes Gleichnis zu erdichten:

    Ein Gleichnis über eienen altägyptischen Märchenpriester, welcher dank fast esoterisch -hypnotischen Geschickes der Pharaonin hilft, das gar mißtrauisch geworden Volk zur derzeit genehmen, allseits gewünschten ganz sorgenfreien Nachtruh zu geleiten.
    Den Namen wähle er mit bedacht – doch eventuell wär „Bosebach“ ganz angebracht.

    • Das wäre ein Ansatz, gewiss.
      Es schiebt sich nur der Gedanke ein, dass ein solcher „Märchenpriester“ um seiner selbst nicht mehr hoffen kann. Es scheint der Mensch erst dann soweit, wenn schicksalsträchtig ihn ergreift, wozu der Rest ihm nicht gereicht. Muss es stets das Ende sein, um zu (be-)greifen, was er kann?
      Aber nun gut, ich lasse die Idee sinken und hebe dann den Schatz empor – bin selbst gespannt, was sich entspinnt. Welch „Fang“ dann in dem Netze liegt…

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