Erwartungen
Es war hier eine ganze Zeit lang still mit neuen Themen, was schon selbst ein eigenes Thema ist: das der Erwartungen. Hatte ich am Anfang noch Erwartungen in diesen Blog – gerne auch als Hoffnungen und Wünsche verpackt – so sind diese irgendwann in den Hintergrund gerückt. Auch bei den (selbst gesteckten) Zielen arbeiten wir ‚gerne‘ mit dem Druck der Erwartung, worüber ich hier bereits vor gut 1,5 Jahren sinnierte. Je mehr ich in älteren Beiträgen stöbere, desto öfter beschleicht mich der Eindruck, dass ich um ein Thema bisher herumgeschlichen bin, dass der eigenen Erwartungen. Es ist nun an der Zeit, diese zum eigentlichen Thema zu machen!
Sehr oft erwischt mich in letzter Zeit das Gefühl, dass meine eigenen Erwartungen mir mehr zum Nachteil gereichen, als zum Vorteil. Das zu erkennen, setzte jedoch eine längere Irrfahrt voraus, sind Erwartungen doch in der Geschäftswelt längst Gang und Gäbe. Kaum ein Arbeitsverhältnis wird geschlossen ohne Erwartungen auf beiden Seiten. Der zukünftige Arbeitgeber wird genau abgewogen haben, was er vom zukünftigen Arbeitnehmer erwarten kann und ob sich dies für ihn rentiert. Auch der Arbeitnehmer wird in Erwartung eines gerechten Lohnausgleichs, eines angenehmen Umfelds etc. nicht ohne einen Fundus an Erwartungen die neue Arbeitsstelle antreten. Anfangs hält man sich vielleicht noch etwas zurück und hofft auf die zukünftige Erfüllung seiner Erwartungen (oft durch den jeweils Anderen). Je mehr jedoch diese Erwartungen nicht eintreffen, desto höher wächst der Berg an Enttäuschungen. Bleibt man bei seinen Erwartungen, so dauert es nicht lange und man fühlt sich getäuscht!
Das dieser Erwartungshorizont nicht nur in der Geschäftswelt seine Wirksamkeit entfaltet, sondern im sozialen Miteinander allgemein, ist mir wohl erst bei meinen eigenen Kindern deutlich geworden. Beim Einkauf an der Fleischtheke kommt die obligatorische Frage, ob meine Jungs eine Scheibe Wurst wollen. Die Übergabe findet dann auch häufig mit den Worten: „wie sagt man?“ statt. Jetzt könnte man erwidern, dass es sich ziemt, an dieser Stelle ein „Danke!“ zu sagen, dass dieses Danke aus Kindermund ein Zeichen guter Erziehung ist. Das finde ich mittlerweile nicht, da wir viel mehr Möglichkeiten haben, diese Dankbarkeit auszudrücken. Schaue ich in die Gesichter meiner Kinder, wenn sie sich wirklich auf die Scheibe Wurst freuen, dann sehe ich dort bereits die Dankbarkeit. Folge ich nur stumpf einem Programm – einer Konditionierung – so bedarf es sicherlich der Worte. Bei mir auf jeden Fall hinterlässt eine solche Erwartung einen schalen Beigeschmack, was im konkreten Fall dazu führte, dass für Monate meine Lust auf Fleisch und Wurst sehr zurückgegangen ist. Mein ältester zudem seit längerem auf die Frage nach der Scheibe Wurst kopfschüttelnd ablehnt.
Mit dieser Brücke möchte ich den Sprung in die Beziehungswelt wagen, welche originär nicht mit Geld verknüpft ist. In der wir keine Erwartungen haben, welche zwangsweise monetärer ausgeglichen werden.
Wie sieht es mit den Erwartungen gegenüber anderen Menschen in unserem sozialen Umfeld aus? Wie mit unseren Erwartungen uns selbst gegenüber?
Fangen wir bei uns selbst an. Oft genug ertappe ich mich, wie ich eigene Erwartungen hege. Dies ist sicherlich auch meiner sozialen Kinderstube geschuldet, waren Erwartungen in uns Kinder gängiger Erziehungsstil, den man nicht so leicht abschüttelt.
Wie schwer es ist, zwischen Erwartungen und dem äußeren Rahmen eine Balance zu finden, durfte ich gerade wieder erfahren. Da heute der erste Schultag nach den Weihnachtsferien ist, fällt es nicht leicht, in den vorgegebenen Tagesablauf zurückzufinden. Die Erwartungen, dass die Kinder pünktlich zur Schule kommen, sind nicht von der Hand zu weisen. Dennoch wähle ich den sanfteren Weg und reiße sie nicht aus dem Schlaf, sondern lasse ihnen ihre Zeit zum Aufwachen. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich damit der weitere Ablauf geschmeidiger gestaltet, als wenn die Erwartungen bereits beim Aufstehen zu viel Raum einnehmen…
Eine Stunde später sind auch alle Kinder versorgt und ich kann an dem Beitrag weiterschreiben. Das Angenehme daran ist, das gute Gefühl trotz schlechtem Wetter 🙂 … hätte ich den heutigen Tag mit (überzogenen) Erwartungen eröffnet, wäre meine Stimmung sicherlich eine andere. Aber zurück zum Thema.
Wir haben auf der einen Seite die Erwartungen, welche in der Arbeitswelt an uns gestellt werden bzw. die wir an andere stellen. Der Grundstein dafür wurde schon in den Kindheitstagen gelegt. Auf der anderen Seite ist unser wissenschaftliches Denken an (gewisse) Erwartungen geknüpft. Wir kalkulieren mit einer Wahrscheinlichkeit für dieses und jenes Ergebnis/Ereignis. Wie weit Erwartungen unser Miteinander gestalten bzw. regeln, wird an der zunehmenden Durchdringung persönlicher Daten und der umfangreichen Speicherung und Bearbeitung dieser deutlich. Dass, was vor kurzem noch Science-Fiction war, ist heute bereits Realität – so z.B. die präventive Verbrechenserkennung (Predictive Policing), bei der Algorithmen anhand der gesammelten Kommunikationsdaten Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Verbrechen vorherberechnen. Das perfide daran sind die selbsterfüllenden Prophezeiungen. Man will ja nicht warten, bis das eigentliche Ereignis eingetroffen ist, sondern folgt den Erwartungen und bekämpft das Ziel – derzeit klassisch mittels Drohne – schon im Vorfeld. Im Anschluss daran baut man sich eine (gedankliche) Brücke, um sein Vorgehen zu rechtfertigen.
Viel anders ist es wohl auch nicht in zwischenmenschlichen Beziehungen, folgt man dort auch den Erwartungen. Werden diese nicht (vom Gegenüber) erfüllt, so folgt auch dort eine gedankliche Brücke von „Argumenten“, welche den jeweils Anderen vor den eigenen Augen nicht gut dastehen lassen. Auch hier ist die Tür weit aufgeschlagen, damit die selbsterfüllende Prophezeiung ihren unheilvollen Weg antreten kann.
Wie also aus diesem gedanklichen Gefängnis entkommen?
Es ist sicherlich ein hehres Ziel, sich von Erwartungen völlig zu lösen. Sich gänzlich von seinen Wünschen und Hoffnungen zu befreien – ja, letztendlich sein Ego in die Schranken zu verweisen, statt es zum Freund zu machen. Der Lohn ist ein unpersönliches Leben.
Bis dahin erscheint es mir zielführend zu sein, sich an den entscheidenden Stellen bewusst zu machen, dass unsere Erwartungen auch ein Hindernis darstellen können. So gerne ich selbst Erwartungen nutze, um mich in eine neue Beziehung mit einem anderen Menschen einzulassen, so hinderlich werden die Erwartungen irgendwann auf dem Weg. Solange ich mir dessen jedoch bewusst bin, kann ich Erwartungen gezielt als Katalysator verwenden, um diese dann im weiteren Fortschreiten der Beziehung mehr und mehr zurückzunehmen. Idealerweise jedoch bräuchte ich nicht einmal die Erwartungen als Katalysator, jedoch bin ich selbst noch nicht davon befreit.
Nichts schmerzt so sehr wie fehlgeschlagene Erwartungen, aber gewiß wird auch durch nichts ein zum Nachdenken fähiger Geist so lebhaft wie durch sie erweckt, die Natur der Dinge und seine eigene Handlungsweise zu erforschen, um die Quelle seiner irrigen Voraussetzungen zu entdecken und womöglich künftig richtiger zu ahnen.
(Benjamin Franklin)
Wo Erwartung, dort Enttäuschung.
Erwartungen gestalten Enttäuschungen.
Die einzige Rettung vor Enttäuschungen ist darum das Fehlen der Erwartung und die Anwesenheit der Öffnung , der Anpassung.
Nicht zu warten und nichts zu erwarten, bedeutet nicht zu erstarren.
Danke!
Was passiert, wenn man falsche Erwartungshaltungen nicht unterstützt? Man macht Pläne zu nichte.
Viele Menschen hassen es, wenn ihr Plan nicht aufgeht. Das er auf falschen Annahmen aufbaut, sehen sie nicht. Am einfachen Dankeschön ist dies sehr schön beschrieben.
Wenn man für irgendwas dankbar ist, dann ist das einfach so. Es benötigt keine weitere unterstützende Bekundung, die wahr oder falsch sein kann.
‚Zum Dank verpflichtet‘ ist man nicht und kann man nicht werden.
Das stimmt wohl, auch wenn immer wieder versucht wird, die Wertschätzung durch soziale Konditionierung zu unterlaufen. Ich bin daher froh, wenn meine Jungs auf das „Wie sagt man?“ sehr zögerlich, wenn überhaupt reagieren.
Von einer wertschätzenden und freien Danke-Kultur sind wir noch weit entfernt 🙁
Wer arbeitet auf Grundlage dieses falschen Glaubendsgrundsatzes?
Die Paten
Der Einfluß dieser mafiösen Struktur ist gewaltig.
Dankbarkeit gibt es nicht. Es gibt nur das Dankbarsein.
Die Sichtweise hat etwas bestechendes!
Wenn man von Anderen Dankbarkeit erwartet, wird man immer enttäuscht.
Danke dir auch, Roland!
Dankbarkeit ist nicht Erwartung , sondern „Offen-artung“ (Offenheit) .
Dankbarkeit ist nicht nur ein Signalisieren dem Anderen/den Anderen gegenüber , dass etwas richtig für alle da stattfindet, sondern die Offenlegung der Korrektheit.Wenn ein Individuum von anderen Individuen oder ihrer Gesamtheit Dankbarkeit zum Ausdruck bringt – oder gerade auch umgekehrt- , so ist das der Beweis der Funktionalität der Gegenseitigkeit . Dankbarkeit sollte man jedoch nicht erwarten.
Dankbarkeit kann angeboren oder doch teilweise oder auch komplett gelernt sein- je nach dem, in wie viel Maß bei einem Individuum sie „vorhanden“ ist. Dankbarkeit ist die schönste Annerkennung- und sie bedarf keiner großen Worte .
An der frischen Luft kam mir der Gedanke, was man auf die Worthülse „Wie sagt man?“ antworten könnte. Mir viel spontan ein: „Das haben Sie nett gemacht!“. Vielleicht ist damit die Konditionierung zur erzwungenen Dankbarkeit auflösbar?
Konditionierung hin, Konditionierung her… alles Leben ist eigentlich nur Konditionierung zur Zersprengung aller Konditionierungen !
Der kürzeste Weg des Bewusstseins zu sich selbst liegt in der Beobachtung.
Beobachtung ist die halbe Erleuchtung , die andere Hälfte ist die Vertiefung der Beobachtung. Bis das Bewusstsein wie ein Säugling sich selbst betastet und wie eine Lotusblume aufblüht.
Ich spüre, es stehen noch spannende und lehrreiche Zeiten bevor!
Was ist das Leben, wenn nicht Lernen?
Was ist das Leben, wenn nicht Lernen lernen?
Was ist das Leben, wenn nicht das Sich-Selbst- Lernen?
Dankbarkeit ist ein „Moment“ des Dankbarseins.
Warum Moment mit Gänsefüßchen ? Weil das Bewusstsein an sich, wahrhaftig unzertrennlich und unzerschneidbar ist. Weil eben alles ganz klar Bewusstsein ist- nur ewiglich als separat ERSCHEINEND . Separat erscheindend eben dem Verstande, jenem Geistapparat des Bewusstseins , welcher bei allen fortgeschrittenen Lebewesen vorhanden ist und nur auf Analyse , Gestaltung, Speicherung und Wiedergabe einer, einiger oder aller je erlebten Daten in Form von vernetzten Gedanken, Gefühle und Vorstellungen spezialisiert ist.Dies alles als Gesamtheit wird auch Persönlichkeit genannt.
Die Persönlichkeit nimmt also eine klar einzigartige Form oder Rolle an. Jede Persönlichkeit ist , letztendlich, eine einziartige Manifestation oder einen einzigartigen, einmaligen Ausdruck des Kosmischen Bewusstseins, das aus sich selbst und in sich selbst all die möglichen Formen gebärt (manifestiert) und sie auch zerstört, um daraus ein ebenso einen einmaligen Lernprozess in sich und aus sich selbst in Gang zu setzen.
Die geformte Gesamtheit aller erdenklichen Persönlichkeiten ergibt, KREIERT beuwsst oder nur halbbewusst , ihrerseits, den jeweiligen Stand oder , besser gesagt Zustand einer Form kolektiver Bewusstseins (Bevölkerung) . Dies ist , anders ausgedruckt, das jeweilige Bewusstseinsniveau des … Bewusstseins. Das individuelle Bewusstsein ist die erreichet Projektion des Gesamtbewusstseins in sich selbst und stellt auch dar eine Etappe im „Langen Marsch“ des Bewusstseins zu sich selbst. Alles ist , anders gesagt, eine winzige „Etappe“ im ewigen Kreis zur Selbsterkenntnis des Bewusstseins.