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Die Blumenwiese

Es war einmal eine Blumenwiese auf der wuchsen wild und frei jede Menge bunter Blumen. Neben roten Blumen erfreuten auch Gelbe, Grüne, Blaue, Schwarze, Weiße, Lila und viele Farben mehr das Auge des Betrachters. Unzählige Menschen auf der Wanderschaft von einem Ort zum anderen kamen an der Blumenwiese vorbei und erfreuten sich der dargebotenen Vielfalt. Entdeckten stets etwas Neues bei jedem Blick, der irgendwo auf der Wiese haften blieb.

Es dauerte nicht lange und jemand stellte eine Bank am Wegesrand auf. Viele fanden es sehr bequem, von der Bank aus die Blumenpracht zu beschauen.

20140502_1D4_SdW_ProjektstartGutenbergplatz-4606Auch der Besitzer der Wiese merkte bald das wachsende Interesse an seiner Blumenwiese. Er machte sich auf, etwas Ordnung in den Wildwuchs zu bringen. Fein säuberlich trennte er die Blumen nach Farben. Pflanzte die roten Blumen an die linke Seite, die schwarzen Blumen an die rechte. Setzte grüne Blumen an die Seite der Roten, die Gelben an die Seite der Schwarzen. Es dauerte nicht lange und jede der Blumen hatte einen neuen Platz, zusammen mit gleichfarbigen Blumen an ihrer Seite.

Die gesamte neue Anordnung war einer großen Blume nachempfunden. So zeigten nun alle Blumen gemeinsam symbolisch eine große Blume. Entsprechend der Proportionen dieser symbolischen Blume waren auch die Anteile der farbigen Blumen vorgegeben. Alles hatte nun seinen Platz, alles seine gute Ordnung.

Es dauerte nicht lange, da bekam der Besitzer für seine neue Blumenwiese auch die ersten Belobigungen und Preise. Von nun an kamen nicht einfach nur Menschen an seiner Wiese vorbei, die rein per Zufall auf ihrem Weg an der Wiese halt machten. Die Menschen kamen jetzt gezielt zu seiner Wiese, nur um diese zu sehen, von der sie so viel gelesen und gehört hatten.

Schnappfisch-2460Schnell erkannte er das Bedürfnis der Menschen und baute auf dem frei gewordenen Platz neben der Wiese einen Parkplatz für die Autos, mit denen seine Kundschaft für gewöhnlich zur Besichtigung der Wiese anreiste. Schnell räumte er noch die hölzerne Bank beiseite, die einst Wanderer auf der Durchreise gebaut hatten und ersetzte diese durch praktische und pflegeleichte Parkbänke aus Kunststoff, die auch gleich einen Sonnen- und Regenschutz boten.

Schon bald war der Besucherandrang so groß, dass er Eintrittsgeld verlangte. Er verbrachte auch fast die ganze eigene Zeit bei seiner neu gestalteten Wiese, eröffnete eine Imbissbude und errichtete noch ein Fahrgastgeschäft. Hier konnten die Kinder mit kleinen Mopeds durch den Dreck und Matsch des ehemaligen Parkplatzes fahren, denn längst schon hat er einen größeren Parkplatz aus Betonplatten auf einer Nachbarwiese gebaut. Der alte Parkplatz war nach einer längeren Regenzeit zur Schlammschlacht geworden, wodurch es zu manch verärgertem Besucher kam.

Diese Pionierzeit, wie er sie nennt, liegt aber längst hinter ihm. Seit den ersten Tagen hat sich Gewaltiges getan. Die Pflege der Wiese überlässt er längst professionellen Gärtnern, die saisonal die Verteilung der Blumenfarben neu festlegen. Er denkt aber bereits darüber nach, die Besucher über die farbliche Verteilung mitbestimmen zu lassen. Für ihn ist das selbstverständlich, will er doch seinen Kunden das Gefühl vermitteln, die Geschicke des Parks mitbestimmen zu können.

20140502_1D4_SdW_ProjektstartGutenbergplatz-4559Die Wanderer von damals aber machen mittlerweile einen großen Bogen um die einstmals wild blühende Blumenwiese. Schlimmer noch, machen sie auf ihrem Weg gar keine Pause mehr. Sie hasten nun von einem Ort zum nächsten, gefangen in ihrer Erinnerung an eine Zeit, die nicht mehr (ihre) ist…

Es ist an der Zeit den Samen für etwas Neues zu pflanzen, damit dessen Wurzeln eines Tages die alten Verkrustungen aufreißen.

Über Ro!and (409 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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1 Kommentar zu Die Blumenwiese

  1. Spontan-GeH-Danke:
    bürgerlied – christoph holzhöfer
    https://www.youtube.com/watch?v=8cC6ByJMfiM

    Ob wir rote, gelbe Kragen,
    Helme oder Hüte tragen,
    das tut nichts dazu

    Aber ob wir Neues bauen
    oder Altes nur verdauen
    wie das Gras verdaut die Kuh

    DAS tut was dazu !
    *Jah!*

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