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Causa Putin: einen Bären zum Elefanten machen

Nachdem die „Panama Papers“ seit nunmehr zehn Tagen durch die Presse spuken, sämtliche News-Charts stürmten, ist es jetzt an der Zeit, seinen Blick wieder aus den Papieren zu erheben und auf das kollaterale Geschehen dazu zu lenken. Wie konnte es dazu kommen, dass jemand, der gar nicht in den besagten Papieren erwähnt wird, zum Aufhänger der ganzen Kampagne wird?

Nachdem das, drei Tage nach der Enthüllung erschienene, Begleitbuch „Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung“ der maßgeblichen investigativen SZ-Journalisten B. und F. Oberma*er bereits nach einer Woche auf den Bestsellerlisten die oberen Plätzen erklommen hat, ist es Zeit für eine erste Manöverkritik.

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Zuvor aber noch eine kurze Rückschau für diejenigen, die bis heute noch nicht die hohe Kunst der Geldschneiderei praxistauglich umsetzen konnten.

Zuerst einmal muss es das Schicksal gut mit Ihnen meinen und ein [John Doe], eine [Erika Musterfrau] oder halt ein [Kalle Irgendwer] sich bei Ihnen melden. Ist das Material TOP, können Sie direkt über Los gehen, ansonsten müssen Sie einen passenden Sponsor finden, der das mäßige Material veredelt. Bei besagten „Panama Papers“ scheint die Sponsorensuche knapp ein Jahr gedauert zu haben, was jedoch noch keinen direkten Rückschluss auf das Rohmaterial zulässt. Vielleicht waren die glücklichen Journalisten noch zu unerfahren.

Damit ein Sponsor Interesse an dem Projekt und Freude an seiner finanziellen Beteiligung hat, muss die sich daraus entspinnende Geschichte zu seinem Weltbild passen. Aus der Filmindustrie kennt man dies hinlänglich. Weist ein Militärfilm das für die USA passende Ethos auf, so kann das Sponsoring der US Navy auch einmal soweit gehen, dass ein Flugzeugträger samt Equipment einen eher mageren Film zum TOP-GUN-Film avancieren lässt. Das ist aber bereits ein Super-Bingo und gelingt beileibe nicht jedem Künstler auf Anhieb.

Zurück zum Buch und den Künstlern. Nicht wenige träumen davon, dass ihr eigenes Buch zum Bestseller wird. Vor allem dann, wenn das ganze Herzblut in ein solches Werk geflossen ist und nicht das Herzblut der Sponsoren. Nachdem das Manuskript ungelesen von den meisten Verlagen wieder zurückkommt, entscheidet man sich für einen Self-Publishing-Verlag. Besonders engagierte Zeitgenossen – aber vor allem auch Zeitgenossinnen – gründen gleich einen Eigenverlag und legen sich in ihr Portfolio gleich noch den Titel „Verlegerin„. Die Aussicht auf Erfolg ist in beiden Fällen eher gering. Damit der Mythos jedoch nicht ausstirbt, muss es alle Jahrzehnte eine Joanne K. Rowling geben, die uns mit ihrem unsäglichen Glück verzaubert. Den meisten nützt dies für ihren eigenen Erfolg herzlich wenig.

Wladimir Putin reitet den russischen Baeren oder bindet dem Westen einen auf Russland Amerika Sanktionen PropagandaJene, die wissen, dass das Herzblut nicht das eigene sein darf, sondern das seiner Sponsoren, sind dem Erfolg schon ein gutes Stück näher. So dürfte es auch dazu gekommen sein, dass man aus dem russischen Bären nunmehr einen Elefanten gemacht hat (sicherlich kann man auch aus einer Mücke einen Elefanten machen, jedoch kennt kaum jemand die Mücke; einen „Problem“-Bären hingegen schon eher, womit der persönliche Bezug hergestellt ist und für die gewollte Verbreitung sorgt). Schaut man sich das Panama-Sponsoren-Netzwerk genauer an, erscheinen dort Stiftungen rund um die Namen Ford, Rockefeller und Soros. Somit lag glasklar auf der Hand, es konnte nur noch einen Schuldigen in der kriminellen Handlung geben: Putin!

Geliefert wie bestellt!

Nachdem nun die erste Welle abebbt und der Bestseller-Rang sich zunehmend verschlechtert, kann man durch Äußerungen wie die, dass man die Informationen nicht an die Strafverfolgungsbehörden weitergibt oder man selbst entscheidet, welches Material man veröffentlicht, das Wasser noch etwas köcheln lassen. Ob das für einen Kassenschlager reicht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Was uns nicht verwundern sollte: wenn dem Begleitbuch noch das Buch zum Film folgt … und diesem dann der Steuersünder-Blockbuster. Es bleibt damit jedem selbst überlassen, ob er seine EUROs in das Buch investiert oder auf die Verfilmung wartet. Bis der Film in die Kinos kommt, hat man gewiss schon soviel nutzlose Zeit in die „Panama Papers“ gesteckt, dass die Zeitersparnis beim Filmschauen nicht mehr den erwarteten Gewinn bringt.

Von daher Chapeau die Herren Obermayer und Obermaier, es gelingt nicht jedem Journalisten aus einem Bären einen Elefanten zu machen – zumal dann, wenn der Bär gar nicht zuhause ist. Hier wird uns Entertainment geboten, wie wir es über die Jahre zu sch(w)ätzen gelernt haben. Andererseits hat uns ein nicht weniger namhafter Sponsor mit Namen Zbigniew Brzezinski bereits seit Jahren das Tittytainment versprochen. Dazu fehlt aber der Story noch einiges an „titty“, dass hoffentlich bald nachgereicht wird.

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