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Wie Fake-News die Welt verändern

Es war einer dieser feuchten Wintertage. Viel zu warm für Schnee und erheblich zu kalt, um sich an der frischen Luft wohlzufühlen. Nur so konnte es dazu kommen, dass man mehr als sonst vor dem Computer saß und nachlas, was in der Welt passierte. Zwischen den unzähligen Berichten von Krieg und Leid, fand sich dann auch eine unspektakuläre Randnotiz. Heiko Maas konnte sein Fake-News-Bestrafungskonzept durchziehen. Demnach stehen ab dem nächsten Monat sogenannte „Fake-News“ unter Strafe. Satte fünf Jahre Gefängnis drohen nun denjenigen, die Fake-News verbreiten. Was in dieser Randnotiz unterging war der klitzekleine Umstand, dass dieses Gesetz auch rückwirkend auf Fake-News angewendet werden soll: auf die vergangenen 100 Jahre.

Die folgenden Tage brachten wieder das bunte Einerlei hervor und so war schnell vergessen, welche Gedanken einem einst an diesem verregneten Wintertag streiften. Der Frühling nahte und mit dem Erblühen der ersten Blüten kamen auch die ersten Fake-News-Konsequenzen ans Tageslicht. Es zeigte sich sehr schnell, dass diese Gesetzesinitiative ernst gemeint war. Dieser Ernsthaftigkeit folgten sogleich massenhafte Verurteilungen. Unsicherheit machte sich breit – bis zu dem Tag, an dem alles grundlegend anders werden sollte.

Wie Fake-News die Welt verändern

Eine großes Stöhnen und Raunen ging durch die Medienlandschaft. Man sprach von einem großangelegten Putsch. Kaschierte dies aber durch Vermutungen und Mutmaßungen, um nicht selbst Opfer eigener Fake-News zu werden. Erst Tage danach wurde klar, was passiert war: Eine kleine Gruppe Menschen erhob Anklage gegen staatliche Institutionen, hochrangige Vertreter aus Politik, Medien und auch gegen das Militär. Diese Gruppe legte Material vor, dass nahezu alle Kriege der letzten 100 Jahre auf Fake-News beruhten. Manche wurden sogar so populär, dass sie über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangten, wie z.B. die Brutkastenlüge.

Die Maschinerie der Fake-News-Aburteilungen lief so effizient, dass sich wenige Tage nach Einreichung der Anklagen besagter Gruppe nahezu die gesamte politische, mediale und militärische Elite hinter Gittern wiederfand. Es dauerte noch einige Tage, bis man begriff, dass sich an diesem Zustand die nächsten fünf Jahre auch nichts ändern werde. Wäre diese Geschichte eine rührende Weihnachtsgeschichte, so nutzten die Menschen diese fünf Jahre, um die Führungslandschaft grundsätzlich neu zu gestalten. Verantwortung denjenigen Menschen zu übertragen, die Wirtschaftswachstum nicht automatisch mit Krieg realisieren wollten, sondern dies durch die Verbundenheit der Menschen erreichten.

Und – bereit für Neues?

Fake-News

In den Tagen des (medialen) Frühlings jedoch, in denen die Geschichte spielt, war schnelles Handeln der Geist der Tat. So rücken nun jene in die freien Positionen nach, die bisher vergebens auf ihre Chance lauerten. Noch energischer verfolgten diese fortan ihre egoistischen Ziele, die uns erst in diese Lage brachten. Voller Tatendrang beseitigte man diverse handwerkliche Fehler des Gesetzes, um nicht selbst eines Tages hinter Gittern zu landen. Zwar hofften viele Andere noch, dass ein paar Mutige die zukünftige, friedliche Gestaltung in die Hand bekämen. Jedoch brachte das gegenseitige Warten und Hoffen keinen einzigen zündenden Impuls hervor.

So versemmelten die Menschen abermals die einmalige immer mal wiederkehrende Gelegenheit für einen Neubeginn. Schnell richtete man sich wieder häuslich in der neu gewonnenen Nische ein und zelebrierte sein persönliches Besatzungsregime auf der Couch. Dazu adaptierte man die neue Sprech- und Verhaltensweise und wartete auf irgendein Ereignis in naher Zukunft, welches die unhaltbaren Zustände ein für allemal in diesem Land – besser noch weltweit – beseitigen solle. Auf diesen nicht minder legendären St. Nimmerleinstag wartet alle Welt noch heute…

Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!
(Wladimir Iljitsch Uljanow)

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Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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1 Kommentar zu Wie Fake-News die Welt verändern

  1. Mark Twain – der üble „Rassist“, wie er von den heutigen politisch-correkten Minusmenschen schon mal genannt wird – hat schon früh vor moralistischer Verweibischung des Denkens und der Verluderung des Rechts durch Gutmenschen gewarnt.

    So z.B. im harmlosen „Tom Sayer“:

    >>
    Der Indianer wurde nahe der Mündung der Höhle begraben. Das Volk strömte
    dahin aus dem Dorfe und aus allen Farmen und Niederlassungen sieben Meilen
    in der Runde zusammen; man schleppte die Kinder und eine Menge Lebensmittel
    heran und war schließlich von dem Begräbnis so befriedigt, als wäre Joe
    gehängt worden.

    Die Beerdigung machte einer äußerst wichtigen Sache ein Ende — der
    Petition an den Gouverneur für des Indianer-Joes Begnadigung. Sie trug eine
    endlose Menge Namen; mehrere gerührte, redselige Versammlungen hatten
    getagt, ein Komitee weiser Frauen lag dem Gouverneur mit Murren und Klagen
    in den Ohren und bestürmte ihn, eine mächtige Eselei zu begehen und seine
    Pflicht mit Füßen zu treten. Der Indianer galt als Mörder von fünf Bürgern
    des Dorfes — aber was tat das? Wäre er der Teufel selbst gewesen, es hätte
    sich doch eine Anzahl Schwächlinge gefunden, die ihre Namen unter ein
    Begnadigungsgesuch gekritzelt und eine Träne aus ihren beständig übervollen
    Wasserwerken darauf fallen gelassen hätten.
    <<

    Ähnlichkeiten mit heute sind natürlich rein zufällig …

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  1. News 22.12.2016 | Krisenfrei

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