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Mut zur Angst

Vor mir liegt ein Baum auf dem Boden. Stark genug, mich ohne Mühe zu tragen. Auch das Balancieren auf dem Baum fällt nicht schwer und ich springe unbeschwert auf der anderen Seite des Baumes – das einst seine Krone war – wieder von ihm herunter. Ein Spaß, wie ihn Kinder voller Freude genießen – warum nicht auch ich?!

Der gleiche Baum. Wieder stark genug, mich ohne Mühe zu tragen. Diesmal liegt er aber nicht auf dem festen Boden, sondern verbindet eine tiefe Schlucht. So tief, dass man gerade noch den reißenden Fluss, der tief in der Schlucht sein Weg geht, hören kann.

Springe ich auch diesmal so unbeschwert auf den Baum und balanciere auf die andere Seite? Bin ich auch diesmal – wenn ich auf der anderen Seite, auf der Krone des Baumes, angekommen bin – erfüllt von Freude?

Was ist diesmal anders, obwohl es immer noch der gleiche Baum ist? Immer noch muss ich lediglich auf dem gefallenen Baum balancieren. Und doch fühlt es sich anders an!

Es ist unsere innere Wahrnehmung, die sich plötzlich anders zeigt. Beim Baum, der auf dem festen Boden liegt, ist es nur eine kleine Herausforderung. Stürzen wir ab, fallen wir einen Meter tief. Das ist ein zu vernachlässigendes Risiko, wenn man etwas fallen geübt hat. Spannt der Baum sich jedoch über die Schlucht, so sind wir direkt mit unserem Tode konfrontiert. Unser EGO malt sich seinen Tod – die größte Angst in ihrem WesensKern – aus, unsere Beine fangen an zu zittern, unser Puls rast. Wir sind völlig blockiert von der Angst und vergessen das Balancieren.

Auch in unserem täglichen Leben stehen wir vor Herausforderungen. Unser Puls rast, unsere Beine – die uns eigentlich durchs Leben tragen sollten – versagen. Erst wenn wir wieder an unser Ziel denken öffnet sich ein schmales Tor. Dann verwandelt sich Angst langsam in Mut. Mut etwas zu tun, was jenseits der Angst wartet. Ganz frei machen können wir uns dabei nicht von der Angst. So ist auch in jedem Mut noch eine Portion der Angst. Aber mit jedem Schritt den wir gehen, wird ein Stückchen Angst zu Mut. Solange bis wir gelernt haben auf der anderen Seite anzukommen und wieder voller Freude das Erreichte genießen können.

Mut zur Angst

Es ist kein Heldentum nötig, mutig der Angst gegenüber zu stehen. Es muss nur getan werden. Selten war eine Zeit besser geeignet als diese! Es muss nur getan werden.

Über Ro!and (409 Artikel)
Auf den Punkt zu bringen, wer man ist, fällt weitaus schwerer, als andere in eine Schublade zu stecken ;-) Im Kern bin ich freiheitsliebend, freigeistig und gerne auch mal (benimm-)regelverstoßend. Ansonsten ganz "normal".
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