Erkenntnis
In Erkenntnis steckt das Erkennen. Aber wie erkennen wir etwas?
Schauen wir uns z.B. eine Blume an. Was erkennen wir in ihr? Zuerst einmal das, was wir aus der Vergangenheit über diese Pflanze erfahren haben. Wurde uns diese Blumenart zur Hochzeit geschenkt, so verbinden wir darin wohl sehr positive Gefühle, die gleiche Blume zu einer Beerdigung ruft uns diese Erinnerung wieder wach. Obwohl sich die Blume nicht verändert hat – es immer noch die gleiche ist – reagieren wir ganz unterschiedlich darauf.
Das dürfte auch der Grund sein, wieso man ganz bestimmte Blumen zu konkreten Anlässen verwendet. Stellen Sie sich nur einmal die Hochzeitsgesellschaft vor bei der es schwarze und weiße Tulpen gibt.
Wenn wir etwas tiefer gehen, dann bleibt die Erkenntnis, dass wir in jegliche Dinge unsere Erfahrungen und Wünsche, unsere Sehnsüchte und Hoffnungen hineinlegen. Die können völlig verschieden sein, daher sieht der eine etwas völlig anderes in einer Pflanze, als der andere – obwohl die Pflanze die gleiche ist!
Bei Menschen ist das nicht viel anders. Hier gehen wir auch nicht wertfrei in eine „Beziehung“. Wir nehmen all das in unserem Rucksack mit in den Austausch – und mehr noch. Wir projizieren nicht selten jene Verletzungen auf den Gegenüber. Ein Triggerpunkt genügt und der emotionale Cocktail in uns beginnt zu schäumen.
Es ist nicht einfach, sich dessen gewahr zu werden. Vor allem, wenn man selbst mittendrin steckt. Viele Probleme, viel Leid entsteht wohl durch diese eingeschränkte Sichtweise. Wie kommen wir aber zu einer Haltung der Offenheit, in der wir nicht diese Ver-wicklung haben, sondern uns Ent-wickeln können?
Folgt man den Buddhistischen Erkenntnisse, so führt uns die Meditation in eine gute Richtung. Eine gute Einführung bringt uns dazu, die Dinge nicht zu bewerten, sondern in dem Augenblick auf uns wirken zu lassen.
Erst wenn wir uns von der Vergangenheit und Zukunft lösen, erst wenn wir die Anhaftungen und Wünsche wie auch Hoffnungen für einen Augenblick beiseite schieben, öffnet sich für uns ein Fenster der Klarheit.
Wie das Wasser erst bei ruhe klar wird, so wird auch unser Geist erst mit der Ruhe klar. Sind wir aufgewühlt, so gleichen unsere Gedanken einem tosenden Wasserfall – von Klarheit keine Spur.
Mit dieser Klarheit ist es dann jedoch noch nicht zuende. Damit sehen wir zwar Klar unser Gegenüber ist aber weiterhin in der Verwicklung gefangen. Diese Verwicklung aufzulösen bedarf einer deutlich größeren Anstrengung und gelingt wohl nur dann, wenn der Gegenüber auch bereit ist, diesem Erkenntnisprozess zu folgen. Eine wahrhaft gigantische Aufgabe!